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Ernährung
In allen Lebenslagen gut gefüttert...
Er wandert weiter und weiter und sieht einen Vogel, der allzu unbekümmert über die Wiese hüpft. Findus sieht seine Chance gekommen und Tatsache, auch das Vögelchen wird zur leichten Beute für den Stubentiger. Der Kater, begeistert über seinen Erfolg, möchte nun endlich frühstücken, doch da flötet der Vogel: „He he, ich bin ein Vogel speziell für Langhaarkatzen, du hast kurzes Fell, also lass mich gefälligst los!“. Wieder muss Findus sein Frühstück knurrenden Magens ziehen lassen.
Er läuft weiter über die Wiesen und fängt an diesem schönen Morgen auch noch so einiges, allerdings keine Beute, die für ihn bestimmt ist. So erwischt er eine Kittenmaus, einen Fisch, speziell für Wohnungskatzen, ein Kaninchen für trächtige und säugende Katzen und sogar eine Maus, die nur Katzen der Rasse Maine Coon fressen dürfen. Findus ist ziemlich verzweifelt und es sollten noch einige Stunden vergehen, bis er schließlich eine Maus für erwachsene, kastrierte EKH-Kater mit leichtem Übergewicht gefunden hatte…
So würde das im normalen Leben niemals ablaufen, meint ihr? Aber wieso gibt es dann Futtermittel für alle Lebenslagen, wenn in freier Wildbahn Katzen doch einfach Mäuse, Vögel und anderes Getier fressen würden, egal ob sie nun männlich oder weiblich, jung oder alt, Rassekatzen oder einfache Hauskatzen sind?
Nun, diese Frage könnte man ganz einfach damit beantworten, dass damit gutes Geld zu machen ist, aber sehen wir uns die Bedürfnisse der einzelnen Katzengruppen doch einmal genauer an.
Energiebedarf unterschiedlicher Katzengruppen
Der Energiebedarf von Katzen unterscheidet sich grundsätzlich abhängig von Alter, Aktivität, Rasse, Temperament und Umweltbedingungen. Zudem spielt es eine Rolle, ob sich eine Katze in der Fortpflanzung befindet oder bereits kastriert ist. Kastrierte Katzen haben grundsätzlich einen geringeren Energiebedarf. Dieser hat zur Folge, dass kastrierte Katzen grundsätzlich ein höheres Risiko für Übergewicht haben, jedoch hat sich ergeben, dass die meisten Katzen in der Lage sind, ihre Futteraufnahme an den geringeren Energiebedarf anzupassen.
Die körperliche Aktivität einer Katze nimmt ebenfalls Einfluss auf den täglichen Energiebedarf, allerdings ist der Unterschied zwischen bewegungsaktiven und ruhigen Katzen weitaus geringer, als beim Hund. Grundsätzlich können also sehr aktive Katzen einen höheren Energiebedarf haben, als eher ruhige Exemplare. Entsprechend können unterschiedliche Katzenrassen auch einen unterschiedlichen Energiebedarf besitzen. Auch die Umgebungstemperaturen haben Einfluss auf den Energiebedarf der Katze.
Kitten, Deckkater, Katzen während der Rolligkeit, trächtige Katzen und Katzen während der Säugeperiode haben ebenfalls einen erhöhten Energiebedarf, wobei säugende Katzen, gefolgt von Katzenkindern, den höchsten Energiebedarf haben.
Der Energiebedarf von älteren Katzen kann niedriger sein (teilweise bis zu 40 %), allerdings kommt es hier, wie so oft, immer auf die einzelne Katze, deren Temperament, Bewegungsdrang und mögliche (altersbedingte) Erkrankungen an. Ob Unterschiede im Energiebedarf von Wohnungskatze und Freigänger bestehen, kommt ebenfalls auf das Temperament der Katze an. Eine Katze, die zwar Freigänger ist, aber draußen den ganzen Tag entspannt, hat nicht zwangsläufig einen höheren Energiebedarf, als eine aktive Wohnungskatze.
Berechnung des Energiebedarfs damals und heute
Um den Energiebedarf der Katze und daraus folgend die notwendige Rationsgröße zu berechnen, wurde bis vor einigen Jahren linear gerechnet.
Das sah dann z. B. aus, wie folgt.
Erhaltungsbedarf der Katze bei geringer Aktivität: 60 kcal/kg Körpergewicht
Erhaltungsbedarf der Katze bei mittlerer Aktivität: 70 kcal/kg Körpergewicht
Erhaltungsbedarf der Katze bei hoher Aktivität: 80 kcal/kg Körpergewicht
Diese lineare Berechnung stammt aus den NRC-Empfehlungen aus dem Jahr 1986 und ist zwischenzeitlich veraltet! Man nahm dabei pauschal an, dass eine Katze umso mehr Futter benötigt, umso schwerer sie ist. Die Folge war, dass speziell der Energiebedarf großer Katzen in hohem Maße überschätzt wurde. Daher ging man ab den NRC-Empfehlungen aus dem Jahr 2006 dazu über mit dem metabolischen Gewicht und unterschiedlichen Formeln für schlanke und übergewichtige Katzen zu rechnen, da ein 6-Kilo-Kater nicht automatisch doppelt so viele Nährstoffe benötigt, wie eine Kätzin mit 3 Kilogramm.
Berechnung des metabolischen Körpergewichts
Bei der Berechnung des metabolischen Körpergewichts gibt man das Körpergewicht mithilfe eines experimentell ermittelten Exponenten an, um das Verhältnis zwischen Körpermasse und Körperoberfläche zu berücksichtigen. Je nach Studie findet man hier bei Katzen Exponenten zwischen 0,4 und 1. Da es bei Katzen keine so deutlichen Größen- und Gewichtsunterschiede gibt, wie bei Hunden erscheint es zunächst sinnvoll, mit den Körpergewicht zu rechnen, jedoch bedeutet höheres Gewicht nicht automatisch auch größere Katze. Ebenso steigt der Energiebedarf nicht automatisch mit dem Gewicht eines Tieres.
Es wurde daher von Earle und Smith (1981) für schwere (übergewichtige) Katzen ein Exponent von 0,4 festgelegt, der so auch vom NRC empfohlen wird. Bei normalgewichtigen Katzen wird mit dem Exponenten 0,67 gerechnet, der mit den Forschungsergebnissen von Nguyen (2001) und Heusner (1991) übereinstimmt. Bei untergewichtigen Katzen kann man mit dem Exponenten 0,75 rechnen.
Daraus ergeben sich folgende Rechenformeln
Normalgewichtige Katze
Gewicht der Katze0,67 x 100 kcal = Tagesbedarf
Übergewichtige Katze
Gewicht der Katze0,4 x 130 kcal = Tagesbedarf
Untergewichtige Katze
Gewicht der Katze0,75 x 100 kcal = Tagesbedarf
Eine normalgewichtige Katze mit 4 kg Körpergewicht hätte demnach einen Energiebedarf von 253 kcal/Tag.
Was bringen mir diese Erkenntnisse nun in der Praxis?
Durch den unterschiedlichen Energiebedarf ist es sinnvoll, die täglichen Futterportionen an die Bedürfnisse eurer Katze anzupassen. Das heißt zum Beispiel, dass Kitten und säugende Katzen in der Regel mehr Futter erhalten, als ein kastrierter Wohnungskater. Ziel sollte sein, dass eure Katze ihr Idealgewicht hält und weder übergewichtig wird, noch abmagert. Regelmäßiges Wiegen ist hier zur Kontrolle hilfreich. Die oben genannte Werte sind lediglich Richtwerte, die zur groben Orientierung dienen, und vermutlich nicht 1 zu 1 auf eure Katze übertragbar. Der NRC weist darauf hin, dass der tatsächliche Energiebedarf bis zu 50 % über oder unter dem so ermittelten Richtwert liegen kann.
Fütterungsempfehlungen sind ebenfalls immer nur mehr oder weniger grobe Schätzwerte und nicht prinzipiell so für jede Katze gültig. Auch hier gilt es immer abzuwägen, ob die Empfehlung für eure Katze geeignet ist, oder nicht.
Aber wäre das mit Spezialfuttermitteln nicht viel einfacher?
Einfacher bestimmt, wie immer, wenn man den eigenen Verstand ausschaltet und blind Versprechungen glaubt, die von Unternehmen stammen, die vor allem Profit machen möchten. Allerdings nicht unbedingt gesünder. Sieht man sich diese speziellen Futtermittel für alle Lebenslagen so an, dann sieht man schnell, dass die Zusammensetzung für einen Fleischfresser ganz gleich welchen Alters, nicht wirklich geeignet ist.
Für eine gesunde Ernährung einer Katze, ungeachtet zu welcher Gruppe sie zu zählen ist, ist es vor allem essenziell, dass diese an die natürlichen Bedürfnisse der Katze angepasst ist. Genaueres dazu findet ihr in unserem Artikel: Was ist gutes Katzenfutter?.
Katzen in verschiedenen Lebensphasen haben definitiv unterschiedliche Bedürfnisse, auf die man im Rahmen einer lebensphasenbezogenen Fütterung eingehen kann. In der Praxis sieht es jedoch so aus, dass die meisten Futtermittel, die für bestimmte Lebensphasen oder auch Rassen konzipiert sind, über keine gute Zusammensetzung verfügen. Bei den meisten hochwertigen Katzenfuttermitteln handelt es sich um so genanntes Allzweckfutter, das sich an Katzen aller Altersstufen und Rassen richtet. Hier sollte den besonderen Bedürfnissen von Katzen im Wachstum oder in der Fortpflanzung jedoch auch Rechnung getragen werden. Das funktioniert zum Beispiel, in dem man den Tieren die Möglichkeit bietet, so viel Nahrung aufzunehmen, wie sie möchten und benötigen, um ihren Mehrbedarf an bestimmten Nährstoffen zu decken.
Bei Seniorenkatzen sind die Ernährungsbedürfnisse an sich recht ähnlich, wie bei jüngeren, erwachsenen Tieren. Jedoch lohnt es sich hauch hier, Besonderheiten soweit möglich berücksichtigen. So lassen bei älteren Katzen die Sinnesleistungen (z. B. Geruchs- und Geschmackssinn) nach und auch Nährstoffe können mit der Zeit schlechter verwertet werden. Es ist daher gerade bei Seniorenkatzen überaus wichtig, dass das gereichte Futter zum einen hoch verdaulich und zum anderen auch schmackhaft ist.
Anmerkung: Dieser Artikel bezieht sich NICHT auf Spezialfuttermittel für kranke Katzen, die durchaus in vielen Fällen ihre Berechtigung haben. Es kann in Einzelfällen auch sinnvoll sein, z. B. auf hochwertiges Kittenfutter zurückzugreifen (einige Hersteller bieten solches an), um Katzen zu päppeln oder Katzen mit sehr hohem Energiebedarf (z. B. trächtige/säugende Katzen) zu unterstützen. Für die Katzen in den meisten Haushalten jedoch, ist hochwertiges Nassfutter für alle Lebenslagen oder B.A.R.F. (hier kann man noch besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Katze eingehen) in auf den Energiebedarf der einzelnen Katze abgestimmter Menge das Futter der Wahl.
(Zuletzt aktualisiert: 31.07.2015)
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