Seite wählen

Emma erklärt: Von Deckelchen und Töpfchen oder "Auf den Charakter kommt es an"

Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum es Mädchen- und Jungsspielzeug gibt und warum für Mädchen eigentlich immer alles rosa oder pink sein muss? Irgendwie komisch, ne? Jetzt stellt euch mal vor, man sagt euch, dass ab sofort nur noch Mädchen mit Mädchen und Jungs mit Jungs spielen dürfen, weil Mädchen ja ganz anders spielen als Jungs und es ansonsten nur Stress geben würde. Würdet ihr das wohlwollend abnicken oder eher widersprechen und sagen, dass es ja auch auf den Charakter ankommt und man Kinder nicht in Schubladen pressen kann, nur weil sie Junge oder Mädchen sind? Wahrscheinlich eher letzteres und damit sind wir auch beim Thema dieser neuen Ausgabe von „Emma erklärt“.

Wir Katzen sind an sich von Haus aus recht soziale Gesellen und freuen uns in der Regel, wenn wir in unserem Zuhause mindestens einen Artgenossen haben, mit dem wir auf „kätzisch“ kommunizieren, abhängen und gerne auch einmal die Bude rocken können. Ihr seid echt nett und so – immerhin könnt ihr Dosen öffnen und Öhrchen kraulen – aber einen Katzenkumpel könnt ihr uns nicht ersetzen. Das ist bei den meisten von euch auch schon angekommen, was auch richtig prima ist.

Wenn es dann aber darum geht, mit wem wir unser Katzenleben künftig teilen sollen… oh weh. Da wird oft nach Optik ausgesucht, nach Farbe, nach dem Mitleids- und dem Oh-wie-süß-Faktor etc. pp., aber nach dem, was wir wollen, danach nicht. Jetzt stellt euch mal vor, eure Mama steht plötzlich mit so ner Type vor euch, die sie total toll findet, die aber so wirklich gar nicht auf eurer Wellenlänge liegt, und eröffnet euch, das sei jetzt euer neuer Freund, mit dem ihr euer Leben teilen sollt. Wärt ihr begeistert ne? Zwar kann man sich manchmal lieben oder zumindest akzeptieren lernen, so dass das mit dem Zusammenleben doch noch ganz gut klappt, aber erfolgsversprechender ist es doch, gleich einen Partner zu wählen, der zu einem passt, oder?

Bitte denkt daran, dass ihr in erster Linie für uns einen Kumpel bzw. eine Kumpeline sucht und dass wir miteinander auskommen müssen. Bedenkt, dass wir Individuen, eigenständige Persönlichkeiten mit unserem ganz eigenen Charakter sind und dass man uns nicht einfach pauschal in Schubladen pressen kann. So liest man z. B. immer wieder mal, dass nur Kater + Kater bzw. Kätzin + Kätzin als Kombination ginge, aber niemals Kater + Kätzin, weil das Spielverhalten ganz unterschiedlich sei.

Katzen

Es ist auch in vielen Fällen so, dass gleichgeschlechtliche Kombinationen gut funktionieren. Aber es kommt immer auf die Persönlichkeit des einzelnen an. So wie es Mädchen gibt, die gerne mit Autos spielen und Jungs, die Puppen lieben, so gibt es auch Kätzinnen, die sich leidenschaftlich gerne kloppen und denen es gar nicht wild genug sein kann (die Betsy und mich zum Beispiel) und sanftere Kater, die mit einem Raufbold als Kumpel absolut überfordert wären.

Es gibt Katzen, die von Haus aus absolut unkompliziert sind und mit allem und jedem können, aber auch solche, bei denen es wirklich ganz genau passen muss. Und hin und wieder (meist leider „menschengemacht“) auch solche, die mit anderen so gar nicht können und wirklich am liebsten Alleinherrscher sind. Und davon ab gehören zu Sympathie oder Abneigung ja auch noch ein paar andere Faktoren, jenseits vom Spielverhalten. Bitte reduziert uns daher nicht auf unser Geschlecht, sondern seht euch an, wie wir ticken und versucht dann einen passenden Freund/eine passende Freundin für uns zu finden.


Und denkt daran, auch wenn man im Grunde gut zusammenpasst, muss man sich erstmal kennenlernen, sich beschnuppern und gegebenenfalls Grenzen setzen. Das dauert seine Zeit, auch schon mal ein paar Tage oder Wochen und es kann durchaus mal sein, dass es in der Zeit mal das ein oder andere Mal rappelt im Karton. Wenn man euch plötzlich ungefragt einen Untermieter ins Haus oder die Wohnung setzen würde, bräuchtet ihr ja auch erstmal Zeit, um miteinander klar zu kommen, auch wenn ihr den im Grunde eigentlich ganz nett findet.
Gebt uns die bitte, gebt uns die Chance uns langsam Schritt für Schritt kennenzulernen und stempelt uns nicht gleich als unsozial und undankbar ab, nur weil wir nicht sofort in Begeisterungsstürme ausbrechen, wenn ihr uns eine andere Katze vor die Nase setzt.

Schnurrigsten Dank!

PS: Wusstet ihr übrigens, dass schon im Mutterleib erste Weichen gestellt werden, ob aus uns eher Raufbold oder Prinzessin wird? Da kommt es zum Beispiel darauf an, ob ein Kater nur männliche Geschwister hat oder unter lauter Mädels im Katzenmutterbauch ist. Und es macht auch einen Unterschied, ob sich in der Gebärmutter Jungs oder Mädels in direkter Nachbarschaft befinden. Spannend, ne?

PPS: Wir wissen, dass das Leben oft seltsame Wege geht und einen manchmal Katzen finden, die man so nicht auf dem Zettel hatte (von uns vier hier, war niemand geplant). Dass das hier bei uns so unverschämt gut funktioniert, liegt daran, dass wir total tolle Katzen sind (echt jetzt!) und bisschen Glück, Schicksal, „sollte halt so sein“ oder wie immer man das auch nennen mag, war sicherlich auch dabei. Und ganz vielleicht hat auch das Personal einen klitzekleinen Anteil daran, das ist aber nicht von Belang. Wichtig ist eigentlich nur, dass wir total tolle Katzen sind. :-)

PPPS: Wir verstehen auch, dass manche Menschen eben zum Beispiel schwarze Katzen lieben oder sich in eine bestimmte Rasse verguckt haben. Auch das ist vollkommen in Ordnung, man muss nur mitunter ein wenig länger suchen, bis man das Deckelchen zum Töpfchen gefunden hat, das nicht nur Mensch optisch ansprechend findet, sondern auch charakterlich passt.

Sonst noch in der Reihe „Emma erklärt erschienen:

Emma erklärt: „Whisker Stress“ bei der Katze

Heute möchte ich euch etwas über ein Phänomen erzählen, das im Englischen als „Whisker Stress“ bekannt ist und häufig dazu führt, dass wir Pelzträger zu Unrecht als Mäkler verschrien sind. So eine richtig deutsche Entsprechung gibt es dafür nicht. „Schnurrhaarstress“ klingt auch irgendwie doof und so mehr nach Bad Hair Day.

Whisker Stress

Unsere Schnurrhaare – ich habe sehr schöne übrigens – sind für uns Katzen eigentlich unentbehrlich und helfen uns dabei, unsere Umgebung aufs Genaueste wahrzunehmen. Denn unsere Vibrissen oder auch Sinnes- oder Tasthaare enden tief verwurzelt in gut durchblutetem Gewebe, das über zahlreiche Muskeln und Nerven verfügt. Das macht sie wahnsinnig empfindlich. Schon allerkleinste Ablenkungen unserer Schnurrhaare von der Normalstellung (1/2000 die Breite eines menschlichen Haares!) sorgen dafür, dass Erregungsdaten über so genannte Propriozeptoren am Ende der Schnurrhaare ans Gehirn weitergeleitet und die Reize dann dort ausgewertet werden. Somit können wir über unsere Sinnes- und Tasthaare sogar kleinste Luftbewegungen erfassen.

In freier Wildbahn nutzen wir unsere Schnurrhaare zum Beispiel auch, um den Haar- oder Federstrich unserer Beutetiere festzustellen. Wenn man die gegen den Strich frisst, stopft sich das nämlich immer so. Und wir können sie hernehmen, um mit euch und mit unseren Artgenossen zu kommunizieren und euch verraten, wie wir gerade so drauf sind.

Was ist aber jetzt „Whisker Stress“? Stellt euch vor, ihr habt solche hochempfindlichen Antennen im Gesicht, die auf wirklich kleinste Berührungen reagieren und habt einen engen tiefen Napf, an dessen Seiten ihr beim Fressen jedes Mal anstoßt. Das ist richtig unangenehm. Ihr könnt euch das ungefähr so vorstellen, als wenn euch jemand ständig leicht mit dem Fingernagel über den Mundwinkel fährt (unser Personal hasst das wie die Pest übrigens). Kennt ihr? Doof ne?

Finden wir auch und wenn ihr genau hinseht und uns beobachtet, zeigen euch viele von uns das auch. Manche von uns holen sich die Futterbrocken mit dem Maul erst einmal aus dem Napf oder angeln sie mit der Pfote raus und futtern sie dann vor oder neben dem Schüsselchen. Andere futtern nur die oberste Futterschicht weg und kommen dann wieder zu euch und betteln, dass ihr Futter nachfüllt oder verschmähen das Futter ganz, weil es ihnen so unangenehm ist, den Kopf in den Napf zu stecken.

Und dann heißt es wieder „Typisch Katze“. Tzz… Dabei möchten wir doch nur ungestört futtern können. Also bitte sucht nicht die Schuld bei uns, sondern kommt uns entgegen und gebt uns unser Futter in flachen Schalen und gebt uns auch die Möglichkeit zu trinken, ohne dass wir mit unseren Schnurrhaaren irgendwo anstoßen. Das ist für uns viel, viel angenehmer. Schnurrigsten Dank!

Sonst noch in der Reihe „Emma erklärt erschienen: