Dakryozystitis: Entzündung des Tränensacks bei der Katze

Die Augenlider schützen die Augen der Katze und halten bei jedem Lidschlag die Augenoberfläche feucht. Die Tränenflüssigkeit, die dafür nötig ist, wird in der Tränendrüse gebildet und benetzt das Auge. So wird die Oberfläche des Auges vor Austrocknung und schädlichen Partikeln geschützt. Die Tränenflüssigkeit fließt dann durch die Tränenpünktchen ab und gelangt über den Tränensack in die Nase. Ist dieses System verstopft, können die Tränen nicht mehr auf natürlichem Weg abfließen, sondern laufen über das Gesicht und können dort die Haut verfärben oder reizen.

Die Gründe für solche Verstopfungen sind vielfältig. Ursächlich können zum Beispiel Fehlbildungen, Traumata, Zysten, Tumore, Infektionen oder Entzündungen sein.

In Verbindung damit kommt es hin und wieder vor, dass sich der Tränensack entzündet. Dann spricht man von einer Dakryozystitis.

Dakryozystitis

Was ist eine Dakryozystitis?

Eine Entzündung des Tränensacks (Saccus lacrimalis), der sich im unteren, inneren Augenwinkel befindet, kann viral, bakteriell, mykotisch (pilzbedingt) oder durch Fremdkörper verursacht werden. Zudem können auch Traumata oder Neubildungen von Gewebe die tränenableitenden Wege blockieren.

Dadurch kommt es zu einem entzündlich bedingten Anschwellen der Schleimhaut, was die Tränen ableitenden Wege noch weiter komprimiert. Der Abfluss der Flüssigkeit vor allem im oberen Bereich des Tränenkanals wird verhindert und die entstandene Schwellung kann sich bis zum Inneren des Kanals hin ausbreiten. Es kommt schnell zur vollständigen Blockade. In Folge sammelt sich eine aus Schleim und Entzündungszellen bestehende Flüssigkeit an, staut sich im Bindehautsack oder sucht sich über eine Hautfistel einen Weg nach draußen.

Häufig ergibt sich so nicht nur eine Dakryozystitis, sondern daraus resultierend auch eine chronische, mukopurolente Konjuktivitis (eitrige Bindehautentzündung). Bei Katzen ist eine Tränensackentzündung im Vergleich zu anderen Tieren wie etwa Kaninchen eher selten, was vermutlich am kurzen Tränennasenkanal der Katze liegt.

Mögliche Ursachen für die Entwicklung einer Dakryozystitis bei Katzen

Eine Tränensackentzündung hat selten eine primäre Ursache, häufig liegt ein Fremdkörper im Tränenkanal vor, der für eine Obstruktion sorgt, die wiederum eine Entzündung verursacht. Andersherum kann aber auch eine Entzündung zu einer Obstruktion führen.

Andere mögliche Ursachen für eine Dakryozystitis sind z. B. Fibrosen (z. B. infolge einer Herpesinfektion), Traumata, Druck von außen auf den Gang (z. B. durch einen Tumor in der Nase) oder Zahnwurzelabszesse.

Welche Symptome verursacht eine Dakryozystitis?

Bei einer Tränensackentzündung zeigt sich häufig dicker Ausfluss aus der Pünktchenöffnung. Zudem kommt es häufig zu einer meist einseitigen, chronischen und eitrigen Bindehautentzündung mit klarem bis eitrigem Augenausfluss, die sich unter Antibiotikatherapie nur kurzfristig bessert. Des Weiteren kann sich im Tränensack oder im Tränenkanal ein Abszess bilden, der eine Schwellung unterhalb des inneren Augenwinkels erzeugt, die aufreißen und deren Inhalt durch die Haut abfließen kann.

Wie wird eine Tränensackentzündung bei der Katze diagnostiziert?

Die Diagnose der Dakryozystitis erfolgt in der Regel aus den klinischen Symptomen, mittels einer Sondierung und ggf. einer Spülung des Tränennasenkanals. Solche Spülversuche scheitern in der Regel oder führen zu einem Rückfluss, wodurch sich die Verstopfung bestätigt. Bildgebende Diagnostik (z. B. CT, MRT) kann die Diagnose stützen und eventuell weitere Informationen über die Ursache der Erkrankung geben. In Folge kann sie auch eine Entscheidungshilfe für das weitere Vorgehen darstellen.

Welche Therapie wird bei einer Tränensackentzündung der Katze angewandt?

In der Regel werden zunächst tägliche Spülversuche unternommen und Antibiotika und entzündungshemmende Mittel eingesetzt, um die Infektion zu bekämpfen und die Schwellung zu lindern. Funktioniert dies nicht, kann eine chirurgische Versorgung mit Platzieren eines Katheters, der einige Wochen an Ort und Stelle verbleibt, das Problem beheben.

Referenzen

Coronaviren bei Katzen – Antworten auf häufige Fragen

(zuletzt aktualisiert: 16.06.2020) Die Corona-Pandemie begleitet uns nun bereits seit Monaten und sorgt nach wie vor für große Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung. Dazu tragen auch die vielen halbseidenen Informationen bei, die über diverse Kanäle verbreitet werden. Auch im Hinblick auf die Katze gibt es bei Katzenpersonal viele offene Fragen. In diesem Artikel möchte ich die häufigsten für euch beantworten.

Grundsätzlich müssen wir hier zwischen Coronaviren im Allgemeinen, dem Felinen Coronavirus (FCoV)12 und dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 unterscheiden.

Coronaviren bei Katzen

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Was sind Coronaviren?

Coronaviren sind RNA-Viren, die unter dem Elektronenmikroskop einer Krone ähneln. Dieser Tatsache verdankt die Virusfamilie ihren Namen. Coronaviren selbst sind bereits seit den 30er Jahren des vorherigen Jahrhunderts bekannt3 . Dass Coronaviren auch den Menschen betreffen können, weiß man seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts4 . Das Feline Coronavirus wurde erstmals 1979 klassifiziert. Coronaviren an sich sind demnach alles andere als neu. Es gibt sie jedoch bei einer Vielzahl von Tieren und auch beim Menschen in unterschiedlichen Varianten. Je nach Variante und Fall können keine bis milde Symptome auftreten, aber auch gefährlich verlaufende Krankheiten wie SARS oder MERS beim Menschen. Oder (durch Mutation) FIP bei der Katze.

Grundsätzlich muss man hier zwischen Alpha-, Beta-, Gamma- und Deltacoronaviren unterscheiden. Alpha- und Beta-Coronaviren infizieren in der Regel Säugetiere, Gamma- und Deltacoronaviren Vögel und Fische.

Was ist das Feline Coronavirus (FCoV)?

Feline Coronaviren sind Viren aus der Familie der Coronaviridae, die bei Katzen auftreten können. Sie gehören wie auch das canine Coronavirus zu den Alpha-Coronaviren. Eine Infektion mit FCoV ist in den meisten Fällen kein Drama. In der Regel sieht man – wenn überhaupt – milden bis mäßig schweren Durchfall, der symptomatisch behandelt wird. Wie bei allen anderen Krankheiten auch, ist bei Jungtieren und in welcher Form auch immer angeschlagenen Tieren besondere Vorsicht geboten.

Durch eine spontane Mutation kann in seltenen Fällen (ca. 5 bis 10 % aller betroffenen Katzen) eine FIP entstehen. FIP endet unbehandelt tödlich. Es gibt derzeit kein offiziell zugelassenes Medikament, jedoch recht vielversprechende Entwicklungen. Wer nach „fipfree“ sucht, sollte fündig werden.

Grundsätzlich ist auch das canine Coronavirus (CCV) für Katzen infektiös und kann für Durchfall sorgen. CCV kann aber keine FIP verursachen.

Wie weit ist das Feline Coronavirus verbreitet?

Das Feline Coronavirus ist weltweit verbreitet und kommt vor allem immer dann gehäuft vor, wenn mehrere Tiere auf überschaubarem Raum zusammenleben. Man geht davon aus, dass etwa jede zweite Katze in Deutschland Antikörper gegen Coronaviren aufweist, also schon einmal mit den Viren Kontakt hatte. Bei wildlebenden Katzen ist FCoV vergleichsweise selten. Der so genannte „FIP-Titer“ sagt nur aus, ob eine Katze schon einmal mit Coronaviren Kontakt hatte. Er besagt weder, dass die Katze an FIP erkrankt ist noch, dass es zu einer Erkrankung kommen wird. Hauptübertragungsquelle für FCoV ist Katzenkot.

Kann ich mich bei meiner Katze mit dem Felinen Coronavirus anstecken?

Nein. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass sich Menschen mit dem Felinen Coronavirus anstecken können. Da das Virus schon sehr lange bekannt ist, kann man davon ausgehen, dass sich der Mensch nicht bei der Katze anstecken kann.

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Was ist SARS-CoV-2?

SARS-CoV-2 ist ein neuartiges Coronavirus, das zu den Beta-Coronaviren gehört. Das Virus war zunächst als 2019-nCoV bekannt und wurde dann umbenannt. SARS steht dabei für „severe acute respiratory syndrom“. Durch den Namen wird die Verwandtschaft zum SARS-Virus deutlich. Mit dem Felinen Coronavirus (FCoV) hat SARS-CoV-2, abgesehen davon, dass es sich auch um ein Coronavirus handelt, erst einmal nichts zu tun.

Identifiziert wurde es im Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan, als dort Fälle von Lungenentzündung mit unbekannter Ursache auftraten. Die Quelle des Ausbruchs konnte bisher nicht eindeutig identifiziert werden. Aktuell gilt als wahrscheinlich, dass das Virus von der Fledermaus über das Schuppentier (Pangolin) auf den Menschen übertragen wurde.5

Rund um das SARS-CoV-2-Virus wird derzeit weltweit intensiv geforscht. Unter anderem auch in der Abteilung Infektionsbiologie des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung. Dort konnten laut einem im VET-MAGAZIN erschienenen Artikel vor kurzem neue Ansatzpunkte für Therapie und Impfstoffforschung definiert werden.6

Was ist der Unterschied zwischen SARS-CoV-2 und COVID-19?

SARS-CoV-2 bezeichnet das Virus an sich, COVID-19 die dadurch verursachte Erkrankung.

Kann ich meine Katze mit SARS-CoV-2 anstecken oder sie mich?

Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) hat eine Meldung zum Umgang mit Haus- und Nutztieren veröffentlicht. Weder dem FLI noch dem Robert-Koch-Institut wurden bisher Informationen bekannt, die darauf hinweisen, dass Katzen als Überträger eine Rolle spielen und den Menschen anstecken können. Selbiges besagen die Stellungnahmen des European Centre for Disease Control (ECDC) und der World Health Organization (WHO). Weiteres zu einer möglichen Ansteckung findet ihr detailliert in den folgenden Abschnitten. Auch die ABCD-Guidelines machen deutlich, dass es derzeit keine Hinweise darauf gibt, dass Katzen das Virus auf Menschen übertragen.7

Grundsätzliche Hygieneregeln einzuhalten, sprich die Hände mit Seife zu waschen, schadet grundsätzlich nie. 100%ige Sicherheit gibt es derzeit nicht, da tiefgreifende Untersuchungen bei Haus- und Nutztieren schlicht noch fehlen. Die Gefahr sich über das Fell von Hund und Katze mit dem Virus anzustecken (weil sich Viren im Fell befinden), schätzt die American Veterinary Medical Association, kurz AVMA, derzeit als sehr unwahrscheinlich ein.8

Medienberichten zufolge hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zwischenzeitlich mit Tierversuchen zur Erforschung von Sars-CoV-2 begonnen. Für die Versuche wurden Schweine, Frettchen, Hühner und Fledermäuse (Nilflughunde) ausgewählt.9

Wichtig! Es besteht absolut kein Grund zur Panik. Viele Informationen, die im Netz verbreitet werden, sind in höchstem Maße unseriös. Empfehlenswerte Quellen sind zum Beispiel das FLI und das RKI. Beide stellen auf ihren Websites umfangreiche Informationen zu SARS-CoV-2 und COVID-19 bereit.

Stimmt es, dass ein Hund in Hongkong positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde?

Ja, das Virus konnte auch bei einem Hund einer infizierten Person nachgewiesen werden. Es handelt sich dabei um den Hund einer 60-jährigen Frau, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Beim Hund wurden in Folge Abstriche in der Nase und der Maulhöhle vorgenommen, die ein „schwach positives“ Ergebnis ergaben. Der Hund zeigte keine Symptome und es ist unklar, ob er wirklich infiziert war oder ob er das Virus nur von einer kontaminierten Oberfläche aufgenommen hatte. Der Fall ist also kein Beweis dafür, dass sich Hund und Katze mit SARS-CoV-2 infizieren können.

Nach der positiven Testung wurde der 17-jährige Hund seinerseits isoliert und nach einer negativen Testung an seine Besitzerin zurückgegeben. Leider verstarb der Hund am 16. März 2020 zwei Tage nachdem er in sein Zuhause zurückkehren durfte. Die genaue Todesursache konnte nicht bestimmt werden, da die Besitzerin eine Obduktion ablehnte. Es ist jedoch sehr davon auszugehen, dass das fortgeschrittene Alter und der Stress für den Tod des Vierbeiners verantwortlich waren. Es gibt keinerlei Hinweise auf eine Beteiligung des neuartigen Coronavirus.10.

Bei einem weiteren Hund einer Katze wurde in Hongkong ebenfalls SARS-CoV-2-RNA nachgewiesen. Beide Tiere leben bei infizierten Personen, waren selbst aber symptomfrei.

Das FLI äußerte am 3. März 2020 in einer Kurznachricht, dass auch der Fall in Hongkong nichts an seiner Einschätzung bzgl. des Umgangs mit Haus- und Nutztieren ändert.

Die IDEXX Reference Laboratories (USA+ Südkorea) teilten kürzlich mit, dass bisher in keiner von 3.500 untersuchten Proben von Katzen, Pferden oder Hunden, die IDEXX für ein respiratorisches RealPCR-Profil erreichten, SARS-CoV-2 nachgewiesen werden konnte. Diese Ergebnisse stützen die derzeitige Einschätzung von Experten, dass das Virus in erster Linie von Mensch zu Mensch übertragen wird und bei Haustieren eher keine Rolle spielt.11

Stimmt es, dass in Belgien eine Katze positiv auf Corona getestet wurde und sogar Symptome gezeigt hat?

Das ist richtig. Es handelt sich aber wohl um eine Übertragung vom Menschen auf das Tier und nicht vom Tier auf den Menschen. Die Katze zeigte vorübergehend Atemnot, Durchfall und Erbrechen. Es ist allerdings nicht bekannt, ob das Virus die Symptome verursacht hat. Zudem wurde die Infektion bisher nicht per Blutuntersuchung bestätigt. Behördenangaben zufolge handelt es sich hierbei um einen Einzelfall, der bei engem Kontakt zwischen Tier und infiziertem Menschen auftreten kann. Es wird positiv getesteten Tierhaltern daher dringend geraten, auf engen Kontakt mit ihren Haustieren zu verzichten. Auch nach diesem Fall gilt, dass von Haustieren hinsichtlich Sars-CoV-2 weiterhin keine Infektionsgefahr ausgeht.12

Wie das Agricultural Department and the Centers of Disease Control am Mittwoch, den 22.04.2020 bekanntgaben, wurden im Bundestaat New York (USA) ebenfalls zwei Hauskatzen positiv auf das Virus getestet. Die Katzen leben in unterschiedlichen Haushalten im Bundesstaat und zeigen milde Symptome einer Atemwegserkrankung13. Eine Übersicht über bestätigte Sars-CoV-2-Fälle bei Tieren in den USA ist hier zu finden. Auch aus Deutschland (Bayern) und Frankreich ist mittlerweile jeweils ein Fall bekannt. In den Niederlanden wurden Nerze positiv getestet.14

Unter Laborbedingungen konnten Virologen und Tiermediziner um Bu Zhigao von der Chinese Academy of Agricultural Sciences zudem auch Frettchen  und junge Katzen experimentell mit dem Virus infizieren.15 Das Virus konnte hier auch auf eine andere Katze übertragen werden. Die Katzen erkrankten allerdings nicht. Diese Laborstudie ist zudem mit Vorsicht zu interpretieren.16 Zum einen handelt es sich um eine Laborstudie, bei der die Tiere absichtlich mit hohen Virendosen infiziert wurden (also einer Situation, die dem normalen Kontakt zwischen Mensch und Katze in keiner Weise entspricht) und zum anderen haben wir es hier mit einem so genannten „Preprint“ zu tun, d. h. die Studie17 wurde noch nicht von anderen Wissenschaftlern geprüft. Darüber hinaus bestehen noch einige weitere Unklarkeiten.

Aussagekräftiger erscheinen hier die aktuellen Untersuchungen des Virologen Prof. Dr. Hendrik Streek, der im stark betroffenen Heinsberg in Deutschland Abstriche von Katzen zum Nachweis des Virus mittels RT-PCR untersucht hat. SARS-CoV-2 konnte hier bei keiner der untersuchten Katzen nachgewiesen werden. Die Ergebnisse deuten damit ebenfalls darauf hin, dass eine Ansteckung von Katzen durch den Menschen unter natürlichen Bedingungen keine wirkliche Rolle spielt.18

[lightgrey_box]Wichtig: Alles in allem handelt es sich nach wie vor gemessen an der Zahl infizierter Menschen um absolute Einzelfälle. Es ist NICHT davon auszugehen, dass Katzen bei der Übertragung von Sars-CoV-2 in beide Richtungen eine wirkliche Rolle spielen und es ist nicht notwendig, Tiere im Tierheim abzugeben oder auszusetzen![/lightgrey_box]

Stimmt es, dass sich Großkatzen bereits mit SARS-CoV-2 infiziert haben?

Ja. Es wurde bekannt, dass ein Tiger im Bronx Zoo in New York positiv getestet wurde. Das Tigerweibchen Nadja fiel ebenso wie drei weitere Tiger und drei Löwen durch trockenen Husten, Atembeschwerden und Appetitlosigkeit auf. Es ist möglich, dass sich die Großkatzen bei einem positiv getesteten Tierpfleger angesteckt haben.19

Auch in einem Reservat in Indien starb ein Tiger, der zuvor Symptome einer Lungenentzündung mit hohem Fieber gezeigt hatte. Eine Infektion mit SARS-CoV-2 wurde vermutet, aber bisher noch nicht bestätigt. Es ist möglich, dass Großkatzen in Gefangenschaft anfälliger für das Virus sind als unsere Hauskatzen, da es sich oft um Tiere aus gleichen oder verwandten Zuchtlinien handelt. Werden genetisch verwandte Tiere miteinander verpaart („Inzucht“) muss mit einer Beeinträchtigung des Immunsystems gerechnet werden.20

Meine Katze ist erkrankt oder hatte einen Unfall, aber ich habe Angst das Haus zu verlassen. Was mache ich jetzt?

Auch wenn das Coronavirus Sars-CoV-2 für Katzen keine Gefahr darstellt, so kann die Katze natürlich trotzdem erkranken oder einen Unfall haben. Bitte sorg dann dafür, dass deine Katze (gilt natürlich auch für andere Haustiere) zeitnah tierärztlich versorgt wird. Warte nicht ab, nur weil du fürchtest, dich im Wartezimmer anzustecken. Sonst ist es im schlimmsten Fall für dein Tier zu spät oder es muss unnötig leiden. Das muss nicht sein! Sprich deine Sorge am Telefon an, wenn du einen Termin vereinbarst. Bei den meisten Tierärzten ist es möglich und mittlerweile auch erwünscht, im Auto oder draußen zu warten, bis man an der Reihe ist.

Weniger dringende Gründe, die einen Tierarztbesuch erforderlich machen, bei denen es auf eine Woche hin oder her aber nicht ankommt, z. B. die jährliche Vorsorgeuntersuchung, kannst du derzeit grundsätzlich eher verschieben, wobei auch hier vielerorts schon wieder ein wenig Normalität eingekehrt ist. Aber da jede Tierklinik und jede Tierarztpraxis mit der Thematik sicherlich unterschiedlich umgeht, können wir hier keinen pauschalen Ratschlag geben. Besprich das im Zweifelsfall bitte direkt telefonisch mit der Praxis oder Klinik.

Hinweis: Die üblichen Regeln wie Abstand halten, das Einhalten der Nies- und Hustenetikette und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung gelten auch beim Tierarzt.

[lightgrey_box]Achtung! Momentan wird teilweise dazu geraten, Routineoperationen wie Kastrationen zu verschieben. Das ist angesichts der derzeitigen Situation nachvollziehbar. ABER es kommt immer auf den Einzelfall an! Wenn ihr Kater und Katze im entsprechenden Alter im Haus habt (womöglich auch noch Geschwister) oder eine Katze, die noch nicht kastriert ist, aber bereits Freigang genießt und/oder im Haus markiert, dann sprecht bitte mit eurem Tierarzt darüber, ob die Kastration nicht doch kurzfristig vorgenommen werden kann! In all diesen Fällen sollte die Kastration auch während der Corona-Krise zeitnah durchgeführt werden![/lightgrey_box]

Was mache ich, wenn ich deutliche Erkältungs-/Grippesymptome habe, aber mit meiner Katze dringend zum Tierarzt muss?

Auch Tierarztpraxen und Tierkliniken setzen derzeit  Vorsichtsmaßnahmen um, um ihr Personal, aber auch dich zu schützen und die tierärztliche Versorgung auch weiterhin sicherzustellen. Bitte nimm diese Vorsichtsmaßnahmen ernst und sei so fair, sie auch einzuhalten. Speziell wenn du Erkältungssymptome zeigst oder sogar positiv getestet wurdest, MUSS dein Tierarzt das VORHER wissen, um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Teilweise wird hier zum Beispiel mit Schleusen gearbeitet. Es hilft niemandem, wenn dein Tierarzt samt Praxispersonal aufgrund einer Ansteckung isoliert werden muss oder Terminsprechstunden ausgesetzt werden, wie bei der Tierärztlichen Kleintierklinik der LMU München beispielsweise bereits geschehen.21

Viele Geschäfte mussten anlässlich der Corona-Pandemie schließen. Betrifft das auch Tierärzte, sollte es wieder soweit kommen?

Nein. Tierärzte sind mittlerweile als systemrelevant eingestuft. Das bedeutet, dass Tierarztpraxen bundesweit weiterhin geöffnet bleiben dürfen. Auch in Österreich dürfen Tierärzte weiterhin arbeiten.

Was mache ich mit meinen Katzen, sollte ich an COVID-19 erkranken?

Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass von SARS-CoV-2 für Haustiere eine nennenswerte Gefahr ausgeht. Die WSAVA empfiehlt, zur Sicherheit, den Kontakt zu Haustieren soweit wie möglich einzuschränken, bis mehr Informationen bekannt sind. Das heißt, wenn möglich, sollte sich eine andere Person um das Tier kümmern. Alternativ wird geraten, sich vor und nach Kontakt mit dem Haustier mindestens 20 Sekunden die Hände zu waschen, eine Gesichtsmaske zu tragen, nicht mit der Katze zu kuscheln und das Bett nicht mit der Katze zu teilen. Es handelt sich hier um Empfehlungen. Inwieweit man sich an diese hält, liegt im eigenen Ermessen. Man sollte sich nur bewusst sein, dass es aktuell noch keine 100%ige Sicherheit gibt und einfach ein Restrisiko besteht, dass sich dein Haustier mit SARS-CoV-2 infizieren oder das Virus verbreiten kann. Kann man gut finden, kann man schlecht finden, ist aber derzeit nun einmal leider so. Panik ist aber nichtsdestotrotz absolut unnötig und fehl am Platz.

[green_box]Tipp: Denkt wenn ihr einen SINNVOLL BEMESSENEN Notvorrat anlegt, auch an eure Katzen und deckt euch insbesondere rechtzeitig mit ggf. notwendigen Medikamenten und Spezialfutter ein. Aber auch hier gilt: Sinnvoller Vorrat JA, Hamstern NEIN. Es gibt auch andere Katzen, die Medikamente und Spezialfutter benötigen. Egoismus ist hier absolut fehl am Platz und zeugt nicht von Tierliebe! Euer Tierarzt kann euch zudem beim Zusammenstellen einer sinnvollen Hausapotheke beraten. Die zu haben, schadet nie, ganz unabhängig von der derzeitigen Situation.[/green_box]

Ich habe Freigänger. Dürfen die Katzen noch raus, wenn es eine Ausgangssperre gibt oder ich in häuslicher Quarantäne bleiben muss?

Ja, Katzen mit Freigang dürfen noch nach draußen, wenn ihr dabei (im Quarantänefall) nicht die Wohnung oder das Haus verlasst. Im Falle einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Erkrankungen sollten die Tiere aber nach Möglichkeit im Haus behalten werden. Behaltet zudem im Hinterkopf, dass ihr eure Katze während einer häuslichen Quarantäne im Fall des Falles nicht suchen könnt, sollte sie in der Zeit nicht (mehr) nach Hause kommen. Sollten die Ausgangsbeschränkungen wieder kommen, schränken diese den Freigang eurer Katzen nicht ein.

Was mache ich, wenn meine Katze zu einem mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen Kontakt hatte oder sich in seiner Nähe aufhielt und nun verdächtige oder unerklärliche Symptome zeigt?

In diesem Fall wird empfohlen, sich direkt mit den zuständigen Behörden in Verbindung zu setzen und das weitere Vorgehen abzustimmen. Ansonsten gilt hier – wie beim Menschen auch – auf jeden Fall VORHER beim Tierarzt oder in der Tierklinik anrufen, die Situation schildern, weitere Schritte besprechen und NICHT einfach losfahren und sich ins Wartezimmer setzen. Auch dann nicht, wenn der Tierarzt eine offene Sprechstunde anbietet. Mit dem IDEXX SARS-CoV-2 (COVID-19) RealPCR™-Test für Haustiere wird in Kürze grundsätzlich auch ein Test für Haustiere zur Verfügung stehen.22. Aktuell gilt jedoch die Empfehlung, Katzen nur dann testen zu lassen, wenn alle anderen wahrscheinlichen Erkrankungen ausgeschlossen sind.

[lightgrey_box]Wichtig: Sollte die Katze positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden, besteht absolut kein Grund, das Tier einzuschläfern! [/lightgrey_box]

Welche Desinfektionsmittel kann ich verwenden?

Grundsätzlich sind Desinfektionsmittel im Hinblick auf SARS-CoV-2 zu Hause nicht notwendig und sollten denen vorbehalten bleiben, die sie auch wirklich benötigen. Dazu zählen insbesondere die Ärzte und Kliniken im human- aber auch im tiermedizinischen Bereich! Wenn es nichtsdestotrotz unbedingt ein Desinfektionsmittel sein soll, dann achtet bitte darauf, dass das Produkt für Katzen und andere Tiere unschädlich ist, bevor ihr es verwendet. Insbesondere phenolhaltige Desinfektionsmittel sind NICHT für den Einsatz im Katzenhaushalt geeignet. Und auch das in vielen Eigenrezepturen aufgeführte Teebaumöl ist für Katzen giftig! Gefährlich für Katzen sind zudem alle Reiniger, in denen Benzalkoniumchlorid enthalten ist. Hier wären beispielsweise Produkte wie Sagrotan zu nennen. Weitere Infos hierzu findet ihr in diesem Artikel von Fellomed. Geeignet wäre grundsätzlich u. a. Virkon S*. Aber nochmal, lasst die Desinfektionsmittel bitte in erster Linie denen, die sie auch wirklich brauchen!

[lightgrey_box]Wichtig: Es ist absolut unnötig und auch nicht empfehlenswert, dass ihr eure Katzen nach dem Freigang desinfiziert! Lasst das im Interesse eurer Tiere bitte. [/lightgrey_box]

Stimmt es, dass Tierärzte angehalten sind, alle Hunde und Katzen in ihrer Kartei auf Sars-CoV-2 zu testen und im positiven Fall sofort einzuschläfern?

Nein, das stimmt natürlich nicht und ist auch logisch betrachtet absoluter Blödsinn! Momentan werden leider von Spaßvögeln oder Menschen, die einfach nur Klicks auf ihre Websites generieren möchten, sehr viele Fake News verbreitet.

Bitte informiere dich in seriösen Quellen, prüfe Informationen genau und sei sehr, sehr kritisch was solche Aussagen oder ähnliche auf Websites oder in sozialen Netzwerken angeht.

Richtig ist, dass eine Meldepflicht für SARS-CoV-2 bei Haustieren geplant ist. Es besteht deshalb absolut kein Grund zur Panik. Die Testung ist keine Pflicht und wird nur bei entsprechenden Symptomen als sinnvoll erachtet.23. Alles in allem soll die Meldepflicht dazu dienen, Informationen über die Übertragung, das Vorkommen und die Ausbreitung von Corona zu erhalten. Nichts weiter. Und da es sich bei derzeit knapp über 10 bekannten Fällen bei Katzen verglichen mit der Zahl der betroffenen Menschen um absolute Einzelfälle handelt, spricht derzeit auch alles dafür, dass der Test – selbst wenn er gemacht wird – bei den meisten Katzen negativ ausfallen dürfte.

Aber auch wenn deine Katze oder ein anderes Tier positiv auf Sars-CoV-2 getestet werden sollte, besteht absolut kein Anlass dafür, das Haustier einzuschläfern. Und nein, daran ändert auch die Einschätzung von Prof. Kekulé nichts. Wieso, weshalb, warum ist hier hervorragend auf den Punkt gebracht.

Wie kann ich helfen?

Auch wenn Sars-CoV-2 für Katzen nach derzeitigem Kenntnisstand keine nennenswerte Gefahr darstellt, so sind sie doch mehr oder weniger von den derzeitigen Vorkommnissen betroffen. Das gilt vor allem für die Katzen, die es im Leben nicht so gut getroffen haben und die derzeit im Tierschutz versorgt werden und insbesondere in den nächsten Wochen versorgt werden müssen.

Zudem beginnt die alljährliche Katzenkinderzeit, auch Kittenschwemme genannt. Viele dieser Katzenbabys sind krank, viele noch viel zu jung und müssen mit großem Engagement mit der Flasche von Hand aufgezogen und gepäppelt werden. Das kostet Zeit und Geld und natürlich müssen die Tiere auch untergebracht und versorgt werden. Bei vielen Tierschutzorganisationen warten derzeit auch noch viele Jungkatzen aus dem letzten Jahr auf ihr Für-Immer-Zuhause.

Geht doch einmal in euch und setzt euch mit Tierschutzvereinen in eurer Umgebung in Verbindung, wie ihr ggf. trotz der derzeitigen Maßnahmen helfen könnt. Das kann zum Beispiel in Form von Sach- oder Geldspenden sein oder aber auch indem ihr euch als Pflegestelle oder sogar Endstelle zur Verfügung stellt. Aber wie immer gilt: Einem Tier ein Zuhause zu schenken, bedeutet Verantwortung ein Leben lang. Nicht nur jetzt, wenn vielleicht mehr Zeit ist, sondern auch später. Vielleicht können euch diese 14 Fragen helfen, um zu bestimmen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für eine weitere Katze ist.

Empfehlenswerte Informationsquellen allgemein und insbesondere im Hinblick auf Haustiere

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) – BZgA
COVID-19: Empfehlungen für den Umgang mit empfänglichen Haustieren – FLI
COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2) – RKI
Coronavirus disease (COVID-19) outbreak – World Health Organization
About Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) – CDC
– Questions and Answers on the 2019 Coronavirus Disease (COVID-19) – OiE
SARS-CoV-2/COVID-19: Aktuelle Empfehlungen zum Umgang mit Haustieren – bpt
– Das neue Coronavirus: Information für Tierhalterinnen und Tierhalter – Tierspital, Vetsuisse-Fakultät Zürich
Podcast: Das Coronavirus-Update mit Virologe Prof. Christian Drosten
Kann das neuartige Coronavirus über Lebensmittel und Spielzeug übertragen werden? – BfR
Coronavirus – FLI
– Coronavirus: Interview mit Professor Osterhaus – TiHo Hannover
– News: Corona und Tiermedizin – LABOKLIN

(Stand: 16.06.2020. Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert und ergänzt.)

 

Hast du noch Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel? Dann schreib uns doch eine Mail an redaktion@haustiger.info. Wir freuen uns auf deine Nachricht!

Referenzen u. a.

  1. Hartmann K, Hein J (2008). Feline infektiöse Peritonitis. In: Infektionskrankheiten der Katze. Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH. S 42 – 61. []
  2. Lutz H, Kohn B, Forterre F (2014). Feline Coronaviren (FCoV). In: Krankheiten der Katze, 5. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke Verlag, Stuttgart. S. 349 – 358. []
  3. Dave Cavanagh (2005) Coronaviruses in poultry and other birds, Avian Pathology, 34:6, 439-448, DOI: 10.1080/03079450500367682 []
  4. Kahn JS, McIntosh K (2005). Recent Advances in Coronavirus Discovery. The Pediatric Infectious Disease Journal: November 2005 – Volume 24 – Issue 11 – p S223-S227, doi: 10.1097/01.inf.0000188166.17324.60 []
  5. X. Li et al (2020). Emergence of SARS-CoV-2 through recombination and strong purifying selection. Science Advances. DOI: 10.1126/sciadv.abb9153 []
  6. Aktivierung des SARS-Coronavirus 2 aufgeklärt – VET-MAGAZIN (04.05.2020) []
  7. SARS-Coronavirus (CoV)-2 and Cats – ABCD (14.04.2020) []
  8. COVID-19 – What veterinarians need to know – AVMA []
  9. Institut forscht mit Tieren am neuartigen Coronavirus – welt.de []
  10. Hong Kong COVID-19 dog dies – Vet Times []
  11. Coronavirus Diagnostik Update – IDEXX []
  12. Positiv getestet: Verbreiten Katzen jetzt das Coronavirus? – Vetline []
  13. Two Cats Are First U. S. Pets to Test Positive to Coronavirus – The New York Times (22.04.2020) []
  14. Scott Weese (2020). COVID-19 in Animals: A Few Updates. Worms and Germs Blog. University of Guelph Centre for Public Health & Zoonoses, Kanada []
  15. Covid-19 und Haustiere: Katzen können sich mit Corona infizieren – Spektrum (02.04.2020) []
  16. Coronavirus can infect cats, dogs not so much – Nature (01.04.2020) []
  17. Susceptibility of ferrets, cats, dogs, and different domestic animals to SARS-coronavirus-2, Hualan Chen, 
  18. SARS-CoV-2-Infektion bei Katzen in Deutschland nicht nachgewiesen – Medizinische Kleintierklinik der LMU München (Facebook-Beitrag vom 04.04.2020) []
  19. A Tiger at Bronx Zoo Tests Positive for COVID-19; The Tiger and the Zoo’s Other Cats Are Doing Well at This Time []
  20. Facebook-Posting der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München vom 02.05.2020 []
  21. Facebook-Posting der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München vom 13.03.2020 []
  22. IDEXX stellt Veterinären einen Test auf das COVID-19-Virus bei Haustieren zur Verfügung – vet-magazin.de (20.04.2020) []
  23. Meldepflicht für Corona-Infektionen bei Haustieren – aho Redaktion Kleintiere & Pferde (16.06.2020) []

Feline Neonatale Isoerythrolyse

Wer sich mit der Katzenzucht beschäftigt oder darüber nachdenkt, seine Katze decken zu lassen und ihr einen Deckkater zu suchen, stößt früher oder später vielleicht auf den Begriff Blutgruppenunverträglichkeit bei neugeborenen Katzen, fachsprachlich Feline neonatale Isoerythrolyse (kurz FNI) oder auch Hämolyse des Neugeborenen. Im deutschsprachigen Raum ist die Erkrankung auch als Fading Kitten Syndrom bekannt. Sieht man sich aber im englischsprachigen Raum um, findet man den Begriff dort häufig zusammenfassend für sämtliche Gründe, warum Kitten sterben.

Eine Feline Neonatale Isoerythrolyse kann auftreten, wenn eine Katze mit Blutgruppe B, Welpen der Blutgruppen A oder AB wirft. Die Kitten erscheinen zunächst gesund, sterben aber oftmals in den ersten Lebenstagen. Eine Rettung ist meist nicht möglich. Um das Problem zu vermeiden, ist daher eine Blutgruppenbestimmung der Elterntiere vor einer möglichen Verpaarung unerlässlich. Grundsätzlich aber insbesondere bei Rassen, bei denen die Blutgruppe B gehäuft auftritt.

Welche Blutgruppen gibt es bei Katzen?

Unter einer Blutgruppe versteht man individuelle Unterschiede der Antigenstruktur auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Es sind bestimmte Glykolipide, die für die Blutgruppe verantwortlich sind. Bei Katzen sind die Blutgruppen A, B und AB (manchmal auch als C bezeichnet) bekannt.

Welche Blutgruppe eine Katze aufweist, wird genetisch bestimmt. Die Vererbung erfolgt nach dem Mendelschen Gesetz, wobei A über B dominiert. Die meisten Hauskatzen haben die Blutgruppe A (94,1 Prozent), die Blutgruppe B kommt in Deutschland mit 5,9 Prozent vor und die Blutgruppe AB lediglich mit 0,7 Prozent[1]. Bei Rassekatzen gibt es zwei Gruppen, die man trennen muss. In der einen Gruppe kommt nur Blutgruppe A vor, in der anderen sind auch die Blutgruppen B und AB vertreten. Die Blutgruppe AB gibt es nur in Rassen, in denen auch die Blutgruppe B auftritt. [2][3]

Verteilung der Blutgruppe B bei Rassekatzen (nicht vollständig)

Prozent (%) Rassen
20-45 Britisch Kurzhaar, Exotisch Kurzhaar, Chartreux, Cornish Rex, Devon Rex, Türkisch Van, Türkisch Angora.
11-20 Abessinier, Birma, Perser, Somali, Sphinx, Scottish Fold
1-10 Maine Coon, Norweger, Amerikanisch Kurzhaar

Die Blutgruppenverteilung ist je nach Rasse und Lebensort unterschiedlich. Auch die Zahlen unterscheiden sich je nach Studie und Zeitpunkt der Erhebung. Sie sind daher eher als Ansatzpunkt denn als verbindlich zu sehen.

Was hat es mit den im Blut zirkulierenden Antikörpern auf sich?

Bei Bluttransfusionen ist bekannt, dass dafür nur Blut derselben Blutgruppe verwendet werden darf, da es sonst zu einer Zusammenballung/Verklumpung (Agglutination) oder Auflösung (Hämolyse) der roten Blutkörperchen kommen kann. Eine mitunter lebensgefährliche Situation. Verantwortlich dafür sind die so genannten Iso- oder Alloantikörper, die aus einer Immunreaktion hervorgegangen und gegen das Blutgruppenantigen gerichtet sind, das die Katze jeweils nicht besitzt.

Jedoch ist die Verteilung dieser Antikörper unterschiedlich. So kommt es bei Katzen mit Blutgruppe A in 62 Prozent der Fälle zu keiner Verklumpung mit roten Blutkörperchen der Blutgruppe B, bei 36 Prozent zu einer nur geringen Zusammenballung (Grad +1 bis +2) und nur bei 2 Prozent zu einer schwerwiegenderen Verklumpung (Grad +3 bis +4).

Dagegen zeigten alle Blutproben von B-Tieren in Kontakt mit Blutproben der Blutgruppe A eine schwerwiegende Verklumpung (Grad 4+).[4]Bei AB kommt es in der Regel nicht zu einer Zusammenballung mit Erythrozyten (roten Blutkörperchen) der Blutgruppe A oder B.

In anderen Untersuchungen wiesen 46,9 Prozent aller Katzen mit Blutgruppe A keine Isoantikörper gegen B im Blut auf, jedoch 92,7 Prozent der Blutgruppe B Antikörper gegen A. [5]

Wie entsteht eine Feline Neonatale Isoerythrolyse (Fading-Kitten-Syndrom)?

Das „Fading Kitten Syndrom“ kann immer dann entstehen, wenn eine Kätzin mit Blutgruppe B mit einem Kater der Blutgruppe A verpaart wird. Die Trächtigkeit verläuft dabei zunächst symptomlos, da die Plazentaschranke als Gewebefilter den Blutkreislauf der Kätzin von dem der Kitten trennt. Denn durch diese Trennung können während der Trächtigkeit keine Antikörper aus dem Blut der Mutter in das der Katzenwelpen übergehen.

Die Probleme beginnen, wenn die Katzenwelpen mit Blutgruppe A nach der Geburt Kolostrum aufnehmen. Das Kolostrum ist die Erstmilch der Katze. Es enthält viele Proteine, Enzyme, Vitamine, Mineralien, Wachstumsfaktoren, Aminosäuren und Antikörper, stärkt die Katzenkinder und unterstützt deren Abwehrkräfte.

Mit den Gammaglobulinen des Kolostrums gehen aber auch Anti-A-Antikörper über die Darmwand ins Blut der Kitten über. Ein solcher Übergang kann nur in den ersten 16 Stunden nach der Geburt stattfinden, danach sind die Darmwände der Welpen für die mütterlichen Antikörper nahezu undurchlässig.[6]

Feline neonatale Isoerythrolyse: die einzelnen Verlaufsformen

Sind die Antikörper ins Blut der Kätzchen gelangt und kommt es zu einer Felinen Neonatalen Isoerythrolyse unterscheidet man drei Verlaufsformen, die perakute, die akute und die subklinische Form.

Perakuter Verlauf:Die gesund geborenen Kätzchen sterben symptomlos innerhalb der ersten drei Lebenstage.

Akuter Verlauf: Im akuten Verlauf zeigen die Katzenwelpen Schwäche und Gewichtsverlust. Durch die Verklumpung und Auflösung der roten Blutkörperchen kommt es zu einer Anämie und durch Schädigung der Leber zu einer Gelbsucht. Im Blut und Urin sind demnach erhöhte Bilirubingehalte und freies Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) nachweisbar und es wird rötlich-brauner Urin ausgeschieden.

Subklinischer Verlauf: Der subklinische Verlauf der Felinen neonatalen Isoerythrolyse ist selten und führt während der zweiten Lebenswoche der Kitten aufgrund von Durchblutungsstörungen (Ischämie) zum Absterben der Schwanzspitze.

Wie die Erkrankung verläuft und ob es zu einer FNI kommt, hängt davon ab, wie hoch der Antikörpertiter der Kätzin ist und wie viel Erstmilch betroffene Kätzchen aufgenommen haben. Bei einem hohen Anti-A-Antikörpertiter der Mutter sind die Kitten natürlich besonders gefährdet. Hat die Kätzin zwar Blutgruppe B, aber einen niedrigen Antikörpertiter sind seltener Komplikationen zu erwarten. Weist das Muttertier die Blutgruppe A oder AB auf, tritt in der Regel keine Blutgruppenunverträglichkeit auf.

Wie kann man das „Fading-Kitten-Syndrom“ behandeln?

Haben die Katzenkinder bereits Kolostrum der Mutter getrunken und über die Darmwand aufgenommen, ist eine Behandlung kaum noch möglich. Zwar kann man versuchen, die Katzenwelpen mit Transfusionen mit Erythrozytenkonzentrat frei von Anti-A-Antikörpern zu behandeln, jedoch entwickelt sich die Feline Neonatale Isoerythrolyse sehr schnell und die meisten Kätzchen sterben im perakuten oder akuten Verlauf.

Was kann ich tun, wenn bereits eine Risikoverpaarung stattgefunden hat?

Ist es durch Unwissenheit bereits zu einer Risikoverpaarung gekommen oder wurde eine solche bewusst herbeigeführt, müssen die Katzenkinder mindestens in den ersten 16 Stunden (teilweise werden auch 24 oder 48 Stunden empfohlen) von der Mutter getrennt und mit Ersatzmilch ernährt oder durch eine geeignete Amme mit Blutgruppe A gesäugt werden. So wird die Aufnahme der Anti-A-Antikörper über das Kolostrum der Mutter verhindert.

Die Vererbung der Blutgruppen folgt den Mendelschen Regeln. Die Blutgruppe A ist damit dominant über die Blutgruppen AB und B. Ist also die Kätzin reinerbig für B (genetisch b/b) und der Kater reinerbig für die Blutgruppe A, weisen alle Kätzchen die Blutgruppe A auf. Sind beide Elterntiere reinerbig für B, besitzen auch alle Katzenwelpen die Blutgruppe B.

Ist der Kater aber mischerbig für die Blutgruppe A (genetisch a/b) hat die Hälfte der Kitten die Blutgruppe B, die andere Hälfte die Blutgruppe A, demnach müssten eigentlich nur die Katzenwelpen mit der Blutgruppe A während der ersten 16 Stunden getrennt werden. Die Bestimmung der Blutgruppe über das Nabelschnurblut der Kitten (Testkärtchen) funktioniert in der Praxis allerdings nicht immer.

Ist die Blutgruppe der Elterntiere nicht bekannt, hat aber bereits eine Verpaarung stattgefunden, sollte diese schnellstmöglich bestimmt werden, um gegebenenfalls entsprechende Vorkehrungen treffen zu können.

Wie kann ich eine Blutgruppenunverträglichkeit bei Kitten von Vornherein vermeiden?

Am sichersten ist es, Risikoverpaarungen von Vornherein zu vermeiden und sich vor der Deckung umfassend zu informieren. Neben umfassendem Wissen über Genetik, Aufzucht und artgerechte Katzenhaltung gehören zu einer seriösen Zucht mit vernünftigem Ziel zahlreiche weitere Untersuchungen (z. B. auf vererbbare Krankheiten) und eben auch eine Blutgruppenbestimmung der Elterntiere.

(Ein vernünftiges Ziel ist zum Beispiel den Fortbestand einer Rasse zu sichern oder diese zu verbessern. Beispiele für nicht sinnvolle Ziele sind: „Ich möchte meine Katze decken lassen, weil die Rolligkeit nervig ist“, „Ich möchte, dass meine Kinder einmal das Wunder der Natur erleben.“, „Ich möchte, dass meine Katze einmal Mutterglück erleben darf.“ oder „Ich möchte meine hübschen Katzen verpaaren, weil sich die Jungtiere bestimmt gut verkaufen lassen.“)

[green_box]Wer grundsätzlich und insbesondere bei Katzen, bei denen häufig die Blutgruppe B vorkommt, einfach Kater und Katze zusammenbringt und hofft, dass alles gut geht, handelt grob fahrlässig und nimmt billigend den Tod der Katzenwelpen und je nach Fall auch der Mutter in Kauf![/green_box]

[1]HAARER, M., GRÜNBAUM, E.G. (1993): Blutgruppenserologische Untersuchungen bei Katzen in Deutschland. Kleintierpraxis 38: 195-204.

[2]GIGER, U., BÜCHELER, J., PATTERSON, D.F. (1991A): Frequency and inheritance of A and B blood types in feline Breeds of the United States. J. Hered. 82: 15-20.

[3]GRIOT-WENK, M.E., GIGER U. (1995): Feline transfusion medicine. Blood types and their clinical importance. Vet. Clin. North Am., Small Anim. Pract. 25: 1305-1322.

[4]BÜCHELER, J.; GIGER, U. (1993): Alloantibodies against A and B blood types in cats. Vet. Immunol. Immunpathol. 38: 283-295.

[5]HAARER, M. (1992): Die klinische Bedeutung der Blutgruppen bei der Katze. Diss. Vet. Med., Justus-Liebig-Universität Gießen.

[6]CASAL, M.L., JEZYK, P.F., GIGER, U. (1996): Transfer of colostral antibodies from queens to their kittens. Am. J. Vet. Res. 57; 1653-1658.

Chinaseuche: Kann sich meine Katze mit RHD/RHD-2 anstecken?

RHD ist etwas, das man als Kaninchenhalter nie erleben möchte. Derzeit wird in der Presse insbesondere über die mutierte Form RHD-2 vermehrt berichtet. So macht sich auch der ein oder andere Katzenhalter Gedanken darüber, ob sich die eigene Katze – sei es nun als Freigänger oder durch rohes Kaninchen beim Katzen barfen – mit RHD oder RHD-2 anstecken kann. Hier könnt ihr als Katzenhalter entspannt bleiben. (mehr …)

Rollig trotz Kastration. Katzen mit Ovarrest- Syndrom

Ist eine Katze kastriert, wird sie nicht mehr rollig. Eigentlich. Denn manchmal geschieht etwas Seltsames. Samtpfoten, die seit kurzem oder teilweise auch schon seit mehreren Jahren kastriert sind, zeigen plötzlich wieder typische Anzeichen einer Rolligkeit und lassen sich teilweise sogar wieder decken. Verantwortlich für diese Erscheinung ist in den meisten Fällen das Ovarrest-Syndrom, auch bekannt als Eierstockrestsyndrom oder englisch Ovarian Remnant Syndrome, kurz ORS. (mehr …)

„Was frisst du denn da schon wieder?“ Das Pica-Syndrom der Katze

Pica pica ist der wissenschaftliche Name der Elster und beschreibt ein Verhalten, im Rahmen dessen eigentlich ungenießbare Dinge willentlich verzehrt werden. Ein Beispiel dafür sind Katzen, die gezielt Plastik fressen. Unter den Begriff Pica fällt darüber hinaus je nach zu Rate gezogener Literatur auch das Kauen auf ungeeigneten Gegenständen, wie z. B. Kabeln oder das Nuckeln an Stoff oder auch an Körperteilen.

Abgrenzen muss man das versehentliche Verschlucken von Fremdkörpern beim Spielen, wie es bei der Katze unter anderem durch die besondere Beschaffenheit ihrer Zunge leider häufiger vorkommt.

Verschiedene Thesen zur Entstehung des Pica-Syndroms.

Das Pica-Syndrom ist bei der Katze bereits seit über 40 Jahren bekannt, jedoch weiß man bis heute nicht genau, warum Katzen gezielt Artikel wie Plastik, Haargummis, Wolle, Schuhbändel oder ähnliches verzehren. Es wurden aber im Laufe der Zeit so einige Untersuchungen und auf Basis der Ergebnisse Vermutungen angestellt. Beides wollen wir uns zunächst ein wenig näher ansehen.

Unterschiede zwischen verschiedenen Rassen: Bradshaw et al.1 beschrieben 1997, dass orientalische Katzen proportional häufiger von Pica betroffen waren, als andere Katzenrassen, wobei Wolle bevorzugt gefressen wurde. Hier muss man jedoch erwähnen, dass auch vorwiegend orientalische Katzen untersucht wurden. Bei Frank et. al.2 war kein gehäuftes Vorkommen bei einer bestimmten Rasse feststellbar, die meisten der untersuchten Katzen waren Hauskatzen.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei Bradshaw et al. und Frank et al. fand sich kein auffallender Unterschied zwischen den Geschlechtern. Bei Bamberger und Houpt (2006)3 waren Kater proportional häufiger betroffen. Die Kastration hatte bei 84 % der von Bradshaw et al. untersuchten Katzen keinen Einfluss auf Pica.

Unterschiede zwischen den Haltungsformen: Pica kommt bei reinen Hauskatzen häufiger vor, als bei Freigängern. Man vermutet als Ursache dafür Langeweile durch eine reizarme Umgebung, einen Mangel an sozialen Kontakten oder umgelenktes Jagdverhalten. Frank et al. stellten keine Unterschiede durch „Environmental Enrichment“ (Bereicherung des Lebensraums) fest. Jedoch beschäftigten sich die Katzen in der „Pica-Gruppe“ seltener allein mit ihrem Spielzeug. Zudem waren in deren „Pica-Gruppe“ mehr Freigänger als Wohnungskatzen vertreten.

Genetische Prädisposition: Es ist möglich, dass eine genetische Prädisposition an der Ausbildung eines Pica-Syndroms beteiligt ist. Das heißt, zeigte einer der Elternteile das Pica-Syndrom kann es nach Meinung von Experten sein, dass auch die Nachkommen ungeeignete Dinge verzehren.

(Zu) frühes Absetzen der Kitten: Ebenfalls als mögliche Erklärung für Pica wird die zu frühe Trennung von der Mutter genannt. Frank et al. fanden keinen Hinweis darauf, dass das zu frühe Absetzen einen Einfluss auf die Entstehung des Pica-Syndroms hat. Dennoch sollten Kitten in jedem Fall mindestens bis zum Abschluss der 14. Lebenswoche bei Mutter und Geschwistern bleiben! Haustiger empfiehlt – basierend auf aktuellen Erkenntnissen –  nach Möglichkeit einen Umzug mit 16 Wochen.

Fütterungspraxis: Auch die Fütterungspraxis kann einen Einfluss auf die Ausbildung eines Pica-Syndroms haben. So zeigte sich, dass sich Katzen, die fasten müssen, eher an ungeeignetem Material vergreifen. Katzen mit Zugang zu Pflanzen (Katzengras) und solche, die ihr „Kaubedürfnis“ durch geeignetes Futter, z. B. rohes Fleisch in Stücken samt geeigneten Knochen, befriedigen dürfen, waren tendenziell weniger betroffen. Auch ein Verlangen nach Faser wird als mögliche Erklärung angegeben, hier konnte ein klarer Mangel jedoch nie dokumentiert werden.

(Anm. d. Haustiger-Redaktion: Die zu Rate gezogene Literatur empfiehlt zur Befriedigung des Kaubedürfnisses übrigens Trockenfutter, wir würden uns aber dann doch lieber für die Umstellung auf B.A.R.F. aussprechen).

Bei Frank et al. waren in der Pica-Gruppe weniger Katzen die „ad libitum“ gefüttert wurden, als in der Kontrollgruppe.

Neurologische Störungen: Im Hypothalamus, dem wesentlichen Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems, liegen das Hunger- oder Appetitzentrum und das Sättigungszentrum der Katze. Neurologische Störungen der Appetitkontrolle können zu ungewöhnlichen Vorlieben für bestimmte Materialien führen.

pica 3

(Bild: meineresterampe / pixabay.com)

Verhaltensstörung/Zwangsstörung: Einige Experten sehen Pica als Zwangsstörung sekundär zu Angst an.

Gastrointestinale Störungen: Es gibt Vermutungen, dass Pica nicht als Verhaltensstörung zu betrachten ist, sondern durch eine Magen-Darm-Erkrankung oder –Störung, wie etwa eine gastrische Motilitätsstörung, also durch Probleme bei der Leerung des Magens, verursacht wird. Die gastrische Motilität spielt eine wesentliche Rolle beim Empfinden von Sattheit, Hunger und Völlegefühl. Auch IBD oder ein Befall mit Hakenwürmern werden als mögliche Ursachen genannt.

Frank et al. stellten fest, dass in der Pica-Gruppe häufiger gastrointestinale Symptome, wie Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung auftraten, als in der Kontrollgruppe. Speziell Erbrechen kam in der Pica-Gruppe deutlich häufiger vor. Es konnte aber nur anhand des Fragebogens nicht bestimmt werden, ob das häufige Erbrechen eine Folge des Verzehrs ungeeigneter Dinge war, oder ob von Vornherein eine gastrointestinale Störung vorlag. Keine der Katzen in der Kontrollgruppe zeigte subtilere Formen einer Verdauungsstörung, wie Blähungen, Borborygmus („Darmgeräusche“) oder Aufstoßen.

Begleiterscheinung anderer Krankheiten: Katzen mit immunbedingter hämolytischer Anämie (IHA) zeigen häufig auch Pica-Symptome. Sie fressen z. B. Katzenstreu. Seltener wurde Pica in Zusammenhang mit einer Pyruvat-Kinase-Defizienz oder FIP beschrieben.

Alles in allem ist aber bis heute noch nicht eindeutig geklärt, welche Faktoren nun genau für die Entstehung des Pica-Syndroms verantwortlich sind. Entsprechend schwierig ist es, Katzen mit Pica-Syndrom und deren Haltern das Leben zu erleichtern.

Diese Dinge werden von Katzen mit Pica-Syndrom häufig verzehrt

Im Verlauf der Studie von Frank et al. (2015) wurde zwischen August 2012 und Februar 2014 Katzenbesitzern ein siebenseitiger Fragebogen ausgehändigt, der sich mit dem Verhalten der Katzen mit Pica-Syndrom beschäftigte.

Dabei ergab sich bei 91 Katzen folgende Aufteilung (Mehrfachnennungen waren möglich):

– Schuhbändel und andere fadenähnliche Gebilde (51 Katzen)
– Plastik (41 Katzen)
– Stoff (39 Katzen)
– Andere Dinge (38 Katzen)
– Gummi (28 Katzen)
– Papier oder Pappe (24 Katzen)
– Holz (5 Katzen)

Als andere Dinge wurden u. a. Toilettenpapier, Haarbänder, Wattestäbchen, Klebeband, Ohrstöpsel, Seife, Schwamm, kleiner Kieselstein, Katzenstreu und Schmutz genannt.

Oben genannte Zahlen beziehen sich auf Katzen, die die ungeeigneten Dinge auch verzehrten. Es wurde aber auch erfragt, auf was herumgekaut oder an was genuckelt wurde.

Von 100 Katzen, die auf Dingen herumkauten, kauten:

– 73 auf Plastik
– 61 an Papier
– 45 an Gummi
– 26 an Holz

Teilweise fraßen die Katzen Dinge und kauten auf anderen nur herum. An Stoff nuckelten insgesamt 25 Katzen, von denen 56 % diesen auch fraßen.

Erstmaliges Auftreten des Pica-Syndroms

Das Pica-Syndrom tritt meist innerhalb des ersten Lebensjahres auf und bleibt dann für mehrere Jahre bestehen.

Der Umgang mit der „Pica-Katze“

Das Zusammenleben mit einer „Pica-Katze“ kann sehr nervenaufreibend sein, lässt sich aber gut regeln, wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet.

[red_box] AM ALLERWICHTIGSTEN: Alles, was von der Katze gerne verzehrt wird, aber nicht verzehrt werden soll, wird außer Reichweite gebracht und für die Katze unzugänglich aufbewahrt![/red_box]

Das erfordert manchmal etwas Konsequenz, je nachdem, um was es sich handelt (z. B. Haargummis im Bad während des Duschens), funktioniert aber, wenn man es einmal verinnerlicht hat, eigentlich ganz gut.

Daneben lohnt es sich, die verschiedenen möglichen Erklärungen für Pica, auf die man Einfluss nehmen kann, etwas genauer in Augenschein zu nehmen.

Gesundheitliche Ursachen abklären: Verzehrt eine Katze plötzlich eigentlich ungenießbare Dinge, z. B. Katzenstreu, führt der erste Weg am besten zum Tierarzt, um gesundheitliche Ursachen abzuklären.

Haltung verbessern: Die Wohnung ist erst einmal reizärmer als die Außenwelt. Hier ist der Katzenhalter gefragt, dafür zu sorgen, dass keine Langeweile aufkommt.

So können ein gesichertes Fenster, ein gesicherter Balkon oder sogar ein Freigehege der Katze neue Eindrücke verschaffen oder es können in der Wohnung (z. B. durch Bau eines Catwalk) neue Ebenen für die Katze zugänglich gemacht werden.

Lebt die Katze bisher alleine, wäre ein passender Katzenkumpel der erste Schritt, um dem Mangel an sozialen Kontakten und der Langeweile Abhilfe zu schaffen. Katzen sind sehr soziale Tiere und gehören (bis auf ganz wenige Ausnahmen) nicht in Einzelhaltung!

pica 2

(Foto: pogo_mm / pixabay.com)

Auch im direkten Umgang mit den Katzen kann für Beschäftigung gesorgt werden. Ratsam ist es zum Beispiel, Futter erarbeiten zu lassen oder der Katze beim Clickertraining Gelegenheit zu geben, ihr Köpfchen anzustrengen. Wer beschäftigt und ausgelastet ist, ist zufriedener und hat weniger Zeit für andere, vielleicht unerwünschte Beschäftigungsmöglichkeiten.

Bei Katzen, die als Folge von Stress (z. B. bei Abwesenheit des Besitzers) oder Angst mit dem Verzehr oder „Bekauen“ ungeeigneter Dinge beginnen, kann man bei diesen Ursachen ansetzen. Gegebenenfalls lohnt es sich einen Fachmann/eine Fachfrau zu Rate zu ziehen.

Fütterungspraxis verändern: Die Katze sollte so viel Futter bekommen, wie sie benötigt, um ihren Energiebedarf zu decken. Gerade bei Katzenkindern im Wachstum kann das ziemlich viel Futter sein. Es lohnt sich also zu überprüfen, ob die aktuelle Futtermenge so in Ordnung ist oder gegebenenfalls angepasst werden muss. Ebenso kann es helfen, die Ration auf mehrere kleinere Mahlzeiten zu verteilen. Experten empfehlen, Katzen mindestens 5x täglich zu füttern.

Um dem Gebiss Arbeit zu verschaffen, eignen sich größere Stücke rohes Fleisch oder auch fleischige, katzengeeignete Knochen, wenn sich die eigene Katze dafür begeistern lässt. (Achtung: Rohes Fleisch allein ist nicht ausgewogen, bitte informiert euch über die richtige Rohfütterung, speziell wenn ihr mehr als 20 % Fleisch füttern möchtet). Auch Katzen im Zahnwechsel kauen gerne auf Gegenständen herum, auch hier kann man durch Alternativen Abhilfe schaffen.

Hilfe! Meine Katze hat xxx gefressen!

Die beste Vorbeugungsmaßnahme ist es, nichts herumliegen zu lassen, was der Katze gefährlich werden könnte. Verschluckt sie dennoch einen Fremdkörper, kann dies glimpflich ausgehen oder aber auch lebensbedrohlich sein. Es kann je nach verschlucktem Fremdkörper zu Magen-Darm-Verletzungen bis hin zum Darmverschluss kommen.

Konsultiert bitte AUF JEDEN FALL euren Tierarzt, wenn eure Katze einen Fremdkörper verschluckt hat. Je nach Fall wird man euch bitten, in die Praxis zu kommen oder auch die Katze nur zu beobachten.

(zuletzt aktualisiert: 19.10.2017)

  1. J. W. S. Bradshaw, P. F. Neville, D. Sawyer: Factors affecting pica in the domestic cat. 1997. []
  2. I. Demontigny-Bédard, G. Beauchamp, M.-C. Bélanger, D. Frank: Characterization of pica and chewing behaviors in privately owned cats: a case-control study. 2015. []
  3. Bamberger M., Houpt KA. Signalment factors, comorbidity, and trends in behaviour diagnoses in cats: 736 cases (1991-2001). 2006 []
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