Dakryozystitis: Entzündung des Tränensacks bei der Katze

Ophthalmologie

Dakryozystitis bei der Katze

Die Augenlider schützen die Augen der Katze und halten bei jedem Lidschlag die Augenoberfläche feucht. Die Tränenflüssigkeit, die dafür nötig ist, wird in der Tränendrüse gebildet und benetzt das Auge. So wird die Oberfläche des Auges vor Austrocknung und schädlichen Partikeln geschützt. Die Tränenflüssigkeit fließt dann durch die Tränenpünktchen ab und gelangt über den Tränensack in die Nase. Ist dieses System verstopft, können die Tränen nicht mehr auf natürlichem Weg abfließen, sondern laufen über das Gesicht und können dort die Haut verfärben oder reizen.

Die Gründe für solche Verstopfungen sind vielfältig. Ursächlich können zum Beispiel Fehlbildungen, Traumata, Zysten, Tumore, Infektionen oder Entzündungen sein.

In Verbindung damit kommt es hin und wieder vor, dass sich der Tränensack entzündet. Dann spricht man von einer Dakryozystitis.

Dakryozystitis

Was ist eine Dakryozystitis?

Eine Entzündung des Tränensacks (Saccus lacrimalis), der sich im unteren, inneren Augenwinkel befindet, kann viral, bakteriell, mykotisch (pilzbedingt) oder durch Fremdkörper verursacht werden. Zudem können auch Traumata oder Neubildungen von Gewebe die tränenableitenden Wege blockieren.

Dadurch kommt es zu einem entzündlich bedingten Anschwellen der Schleimhaut, was die Tränen ableitenden Wege noch weiter komprimiert. Der Abfluss der Flüssigkeit vor allem im oberen Bereich des Tränenkanals wird verhindert und die entstandene Schwellung kann sich bis zum Inneren des Kanals hin ausbreiten. Es kommt schnell zur vollständigen Blockade. In Folge sammelt sich eine aus Schleim und Entzündungszellen bestehende Flüssigkeit an, staut sich im Bindehautsack oder sucht sich über eine Hautfistel einen Weg nach draußen.

Häufig ergibt sich so nicht nur eine Dakryozystitis, sondern daraus resultierend auch eine chronische, mukopurolente Konjuktivitis (eitrige Bindehautentzündung). Bei Katzen ist eine Tränensackentzündung im Vergleich zu anderen Tieren wie etwa Kaninchen eher selten, was vermutlich am kurzen Tränennasenkanal der Katze liegt.

Mögliche Ursachen für die Entwicklung einer Dakryozystitis bei Katzen

Eine Tränensackentzündung hat selten eine primäre Ursache, häufig liegt ein Fremdkörper im Tränenkanal vor, der für eine Obstruktion sorgt, die wiederum eine Entzündung verursacht. Andersherum kann aber auch eine Entzündung zu einer Obstruktion führen.

Andere mögliche Ursachen für eine Dakryozystitis sind z. B. Fibrosen (z. B. infolge einer Herpesinfektion), Traumata, Druck von außen auf den Gang (z. B. durch einen Tumor in der Nase) oder Zahnwurzelabszesse.

Welche Symptome verursacht eine Dakryozystitis?

Bei einer Tränensackentzündung zeigt sich häufig dicker Ausfluss aus der Pünktchenöffnung. Zudem kommt es häufig zu einer meist einseitigen, chronischen und eitrigen Bindehautentzündung mit klarem bis eitrigem Augenausfluss, die sich unter Antibiotikatherapie nur kurzfristig bessert. Des Weiteren kann sich im Tränensack oder im Tränenkanal ein Abszess bilden, der eine Schwellung unterhalb des inneren Augenwinkels erzeugt, die aufreißen und deren Inhalt durch die Haut abfließen kann.

Wie wird eine Tränensackentzündung bei der Katze diagnostiziert?

Die Diagnose der Dakryozystitis erfolgt in der Regel aus den klinischen Symptomen, mittels einer Sondierung und ggf. einer Spülung des Tränennasenkanals. Solche Spülversuche scheitern in der Regel oder führen zu einem Rückfluss, wodurch sich die Verstopfung bestätigt. Bildgebende Diagnostik (z. B. CT, MRT) kann die Diagnose stützen und eventuell weitere Informationen über die Ursache der Erkrankung geben. In Folge kann sie auch eine Entscheidungshilfe für das weitere Vorgehen darstellen.

Welche Therapie wird bei einer Tränensackentzündung der Katze angewandt?

In der Regel werden zunächst tägliche Spülversuche unternommen und Antibiotika und entzündungshemmende Mittel eingesetzt, um die Infektion zu bekämpfen und die Schwellung zu lindern. Funktioniert dies nicht, kann eine chirurgische Versorgung mit Platzieren eines Katheters, der einige Wochen an Ort und Stelle verbleibt, das Problem beheben.

Referenzen

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Feline Neonatale Isoerythrolyse

Probleme, Zucht

Feine Neonatale Isoerythrolyse

Wer sich mit der Katzenzucht beschäftigt oder darüber nachdenkt, seine Katze decken zu lassen und ihr einen Deckkater zu suchen, stößt früher oder später vielleicht auf den Begriff Blutgruppenunverträglichkeit bei neugeborenen Katzen, fachsprachlich Feline neonatale Isoerythrolyse (kurz FNI) oder auch Hämolyse des Neugeborenen. Im deutschsprachigen Raum ist die Erkrankung auch als Fading Kitten Syndrom bekannt. Sieht man sich aber im englischsprachigen Raum um, findet man den Begriff dort häufig zusammenfassend für sämtliche Gründe, warum Kitten sterben.

Eine Feline Neonatale Isoerythrolyse kann auftreten, wenn eine Katze mit Blutgruppe B, Welpen der Blutgruppen A oder AB wirft. Die Kitten erscheinen zunächst gesund, sterben aber oftmals in den ersten Lebenstagen. Eine Rettung ist meist nicht möglich. Um das Problem zu vermeiden, ist daher eine Blutgruppenbestimmung der Elterntiere vor einer möglichen Verpaarung unerlässlich. Grundsätzlich aber insbesondere bei Rassen, bei denen die Blutgruppe B gehäuft auftritt.

Welche Blutgruppen gibt es bei Katzen?

Unter einer Blutgruppe versteht man individuelle Unterschiede der Antigenstruktur auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Es sind bestimmte Glykolipide, die für die Blutgruppe verantwortlich sind. Bei Katzen sind die Blutgruppen A, B und AB (manchmal auch als C bezeichnet) bekannt.

Welche Blutgruppe eine Katze aufweist, wird genetisch bestimmt. Die Vererbung erfolgt nach dem Mendelschen Gesetz, wobei A über B dominiert. Die meisten Hauskatzen haben die Blutgruppe A (94,1 Prozent), die Blutgruppe B kommt in Deutschland mit 5,9 Prozent vor und die Blutgruppe AB lediglich mit 0,7 Prozent[1]. Bei Rassekatzen gibt es zwei Gruppen, die man trennen muss. In der einen Gruppe kommt nur Blutgruppe A vor, in der anderen sind auch die Blutgruppen B und AB vertreten. Die Blutgruppe AB gibt es nur in Rassen, in denen auch die Blutgruppe B auftritt. [2][3]

Verteilung der Blutgruppe B bei Rassekatzen (nicht vollständig)

Prozent (%) Rassen
20-45 Britisch Kurzhaar, Exotisch Kurzhaar, Chartreux, Cornish Rex, Devon Rex, Türkisch Van, Türkisch Angora.
11-20 Abessinier, Birma, Perser, Somali, Sphinx, Scottish Fold
1-10 Maine Coon, Norweger, Amerikanisch Kurzhaar

Die Blutgruppenverteilung ist je nach Rasse und Lebensort unterschiedlich. Auch die Zahlen unterscheiden sich je nach Studie und Zeitpunkt der Erhebung. Sie sind daher eher als Ansatzpunkt denn als verbindlich zu sehen.

Was hat es mit den im Blut zirkulierenden Antikörpern auf sich?

Bei Bluttransfusionen ist bekannt, dass dafür nur Blut derselben Blutgruppe verwendet werden darf, da es sonst zu einer Zusammenballung/Verklumpung (Agglutination) oder Auflösung (Hämolyse) der roten Blutkörperchen kommen kann. Eine mitunter lebensgefährliche Situation. Verantwortlich dafür sind die so genannten Iso- oder Alloantikörper, die aus einer Immunreaktion hervorgegangen und gegen das Blutgruppenantigen gerichtet sind, das die Katze jeweils nicht besitzt.

Jedoch ist die Verteilung dieser Antikörper unterschiedlich. So kommt es bei Katzen mit Blutgruppe A in 62 Prozent der Fälle zu keiner Verklumpung mit roten Blutkörperchen der Blutgruppe B, bei 36 Prozent zu einer nur geringen Zusammenballung (Grad +1 bis +2) und nur bei 2 Prozent zu einer schwerwiegenderen Verklumpung (Grad +3 bis +4).

Dagegen zeigten alle Blutproben von B-Tieren in Kontakt mit Blutproben der Blutgruppe A eine schwerwiegende Verklumpung (Grad 4+).[4]Bei AB kommt es in der Regel nicht zu einer Zusammenballung mit Erythrozyten (roten Blutkörperchen) der Blutgruppe A oder B.

In anderen Untersuchungen wiesen 46,9 Prozent aller Katzen mit Blutgruppe A keine Isoantikörper gegen B im Blut auf, jedoch 92,7 Prozent der Blutgruppe B Antikörper gegen A. [5]

Wie entsteht eine Feline Neonatale Isoerythrolyse (Fading-Kitten-Syndrom)?

Das „Fading Kitten Syndrom“ kann immer dann entstehen, wenn eine Kätzin mit Blutgruppe B mit einem Kater der Blutgruppe A verpaart wird. Die Trächtigkeit verläuft dabei zunächst symptomlos, da die Plazentaschranke als Gewebefilter den Blutkreislauf der Kätzin von dem der Kitten trennt. Denn durch diese Trennung können während der Trächtigkeit keine Antikörper aus dem Blut der Mutter in das der Katzenwelpen übergehen.

Die Probleme beginnen, wenn die Katzenwelpen mit Blutgruppe A nach der Geburt Kolostrum aufnehmen. Das Kolostrum ist die Erstmilch der Katze. Es enthält viele Proteine, Enzyme, Vitamine, Mineralien, Wachstumsfaktoren, Aminosäuren und Antikörper, stärkt die Katzenkinder und unterstützt deren Abwehrkräfte.

Mit den Gammaglobulinen des Kolostrums gehen aber auch Anti-A-Antikörper über die Darmwand ins Blut der Kitten über. Ein solcher Übergang kann nur in den ersten 16 Stunden nach der Geburt stattfinden, danach sind die Darmwände der Welpen für die mütterlichen Antikörper nahezu undurchlässig.[6]

Feline neonatale Isoerythrolyse: die einzelnen Verlaufsformen

Sind die Antikörper ins Blut der Kätzchen gelangt und kommt es zu einer Felinen Neonatalen Isoerythrolyse unterscheidet man drei Verlaufsformen, die perakute, die akute und die subklinische Form.

Perakuter Verlauf:Die gesund geborenen Kätzchen sterben symptomlos innerhalb der ersten drei Lebenstage.

Akuter Verlauf: Im akuten Verlauf zeigen die Katzenwelpen Schwäche und Gewichtsverlust. Durch die Verklumpung und Auflösung der roten Blutkörperchen kommt es zu einer Anämie und durch Schädigung der Leber zu einer Gelbsucht. Im Blut und Urin sind demnach erhöhte Bilirubingehalte und freies Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) nachweisbar und es wird rötlich-brauner Urin ausgeschieden.

Subklinischer Verlauf: Der subklinische Verlauf der Felinen neonatalen Isoerythrolyse ist selten und führt während der zweiten Lebenswoche der Kitten aufgrund von Durchblutungsstörungen (Ischämie) zum Absterben der Schwanzspitze.

Wie die Erkrankung verläuft und ob es zu einer FNI kommt, hängt davon ab, wie hoch der Antikörpertiter der Kätzin ist und wie viel Erstmilch betroffene Kätzchen aufgenommen haben. Bei einem hohen Anti-A-Antikörpertiter der Mutter sind die Kitten natürlich besonders gefährdet. Hat die Kätzin zwar Blutgruppe B, aber einen niedrigen Antikörpertiter sind seltener Komplikationen zu erwarten. Weist das Muttertier die Blutgruppe A oder AB auf, tritt in der Regel keine Blutgruppenunverträglichkeit auf.

Wie kann man das „Fading-Kitten-Syndrom“ behandeln?

Haben die Katzenkinder bereits Kolostrum der Mutter getrunken und über die Darmwand aufgenommen, ist eine Behandlung kaum noch möglich. Zwar kann man versuchen, die Katzenwelpen mit Transfusionen mit Erythrozytenkonzentrat frei von Anti-A-Antikörpern zu behandeln, jedoch entwickelt sich die Feline Neonatale Isoerythrolyse sehr schnell und die meisten Kätzchen sterben im perakuten oder akuten Verlauf.

Was kann ich tun, wenn bereits eine Risikoverpaarung stattgefunden hat?

Ist es durch Unwissenheit bereits zu einer Risikoverpaarung gekommen oder wurde eine solche bewusst herbeigeführt, müssen die Katzenkinder mindestens in den ersten 16 Stunden (teilweise werden auch 24 oder 48 Stunden empfohlen) von der Mutter getrennt und mit Ersatzmilch ernährt oder durch eine geeignete Amme mit Blutgruppe A gesäugt werden. So wird die Aufnahme der Anti-A-Antikörper über das Kolostrum der Mutter verhindert.

Die Vererbung der Blutgruppen folgt den Mendelschen Regeln. Die Blutgruppe A ist damit dominant über die Blutgruppen AB und B. Ist also die Kätzin reinerbig für B (genetisch b/b) und der Kater reinerbig für die Blutgruppe A, weisen alle Kätzchen die Blutgruppe A auf. Sind beide Elterntiere reinerbig für B, besitzen auch alle Katzenwelpen die Blutgruppe B.

Ist der Kater aber mischerbig für die Blutgruppe A (genetisch a/b) hat die Hälfte der Kitten die Blutgruppe B, die andere Hälfte die Blutgruppe A, demnach müssten eigentlich nur die Katzenwelpen mit der Blutgruppe A während der ersten 16 Stunden getrennt werden. Die Bestimmung der Blutgruppe über das Nabelschnurblut der Kitten (Testkärtchen) funktioniert in der Praxis allerdings nicht immer.

Ist die Blutgruppe der Elterntiere nicht bekannt, hat aber bereits eine Verpaarung stattgefunden, sollte diese schnellstmöglich bestimmt werden, um gegebenenfalls entsprechende Vorkehrungen treffen zu können.

Wie kann ich eine Blutgruppenunverträglichkeit bei Kitten von Vornherein vermeiden?

Am sichersten ist es, Risikoverpaarungen von Vornherein zu vermeiden und sich vor der Deckung umfassend zu informieren. Neben umfassendem Wissen über Genetik, Aufzucht und artgerechte Katzenhaltung gehören zu einer seriösen Zucht mit vernünftigem Ziel zahlreiche weitere Untersuchungen (z. B. auf vererbbare Krankheiten) und eben auch eine Blutgruppenbestimmung der Elterntiere.

(Ein vernünftiges Ziel ist zum Beispiel den Fortbestand einer Rasse zu sichern oder diese zu verbessern. Beispiele für nicht sinnvolle Ziele sind: „Ich möchte meine Katze decken lassen, weil die Rolligkeit nervig ist“, „Ich möchte, dass meine Kinder einmal das Wunder der Natur erleben.“, „Ich möchte, dass meine Katze einmal Mutterglück erleben darf.“ oder „Ich möchte meine hübschen Katzen verpaaren, weil sich die Jungtiere bestimmt gut verkaufen lassen.“)

Wer grundsätzlich und insbesondere bei Katzen, bei denen häufig die Blutgruppe B vorkommt, einfach Kater und Katze zusammenbringt und hofft, dass alles gut geht, handelt grob fahrlässig und nimmt billigend den Tod der Katzenwelpen und je nach Fall auch der Mutter in Kauf![/green_box]

Referenzen

[1]HAARER, M., GRÜNBAUM, E.G. (1993): Blutgruppenserologische Untersuchungen bei Katzen in Deutschland. Kleintierpraxis 38: 195-204.

[2]GIGER, U., BÜCHELER, J., PATTERSON, D.F. (1991A): Frequency and inheritance of A and B blood types in feline Breeds of the United States. J. Hered. 82: 15-20.

[3]GRIOT-WENK, M.E., GIGER U. (1995): Feline transfusion medicine. Blood types and their clinical importance. Vet. Clin. North Am., Small Anim. Pract. 25: 1305-1322.

[4]BÜCHELER, J.; GIGER, U. (1993): Alloantibodies against A and B blood types in cats. Vet. Immunol. Immunpathol. 38: 283-295.

[5]HAARER, M. (1992): Die klinische Bedeutung der Blutgruppen bei der Katze. Diss. Vet. Med., Justus-Liebig-Universität Gießen.

[6]CASAL, M.L., JEZYK, P.F., GIGER, U. (1996): Transfer of colostral antibodies from queens to their kittens. Am. J. Vet. Res. 57; 1653-1658.

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Chinaseuche: Kann sich meine Katze mit RHD/RHD-2 anstecken?

Gefahren

Chinaseuche: Kann sich meine Katze mit RHD/RHD-2 anstecken?

RHD ist etwas, das man als Kaninchenhalter nie erleben möchte. Derzeit wird in der Presse insbesondere über die mutierte Form RHD-2 vermehrt berichtet. So macht sich auch der ein oder andere Katzenhalter Gedanken darüber, ob sich die eigene Katze – sei es nun als Freigänger oder durch rohes Kaninchen beim Katzen barfen – mit RHD oder RHD-2 anstecken kann. Hier könnt ihr als Katzenhalter entspannt bleiben. (mehr …)

Rollig trotz Kastration. Katzen mit Ovarrest- Syndrom

Fortpflanzung

Rollig trotz Kastration. Katzen mit Ovarrest- Syndrom

Ist eine Katze kastriert, wird sie nicht mehr rollig. Eigentlich. Denn manchmal geschieht etwas Seltsames. Samtpfoten, die seit kurzem oder teilweise auch schon seit mehreren Jahren kastriert sind, zeigen plötzlich wieder typische Anzeichen einer Rolligkeit und lassen sich teilweise sogar wieder decken. Verantwortlich für diese Erscheinung ist in den meisten Fällen das Ovarrest-Syndrom, auch bekannt als Eierstockrestsyndrom oder englisch Ovarian Remnant Syndrome, kurz ORS. (mehr …)

„Was frisst du denn da schon wieder?“ Das Pica-Syndrom der Katze

Probleme

„Was frisst du denn da schon wieder?“ Das Pica-Syndrom der Katze

Pica pica ist der wissenschaftliche Name der Elster und beschreibt ein Verhalten, im Rahmen dessen eigentlich ungenießbare Dinge willentlich verzehrt werden. Ein Beispiel dafür sind Katzen, die gezielt Plastik fressen. Unter den Begriff Pica fällt darüber hinaus je nach zu Rate gezogener Literatur auch das Kauen auf ungeeigneten Gegenständen, wie z. B. Kabeln oder das Nuckeln an Stoff oder auch an Körperteilen.

Abgrenzen muss man das versehentliche Verschlucken von Fremdkörpern beim Spielen, wie es bei der Katze unter anderem durch die besondere Beschaffenheit ihrer Zunge leider häufiger vorkommt.

Verschiedene Thesen zur Entstehung des Pica-Syndroms.

Das Pica-Syndrom ist bei der Katze bereits seit über 40 Jahren bekannt, jedoch weiß man bis heute nicht genau, warum Katzen gezielt Artikel wie Plastik, Haargummis, Wolle, Schuhbändel oder ähnliches verzehren. Es wurden aber im Laufe der Zeit so einige Untersuchungen und auf Basis der Ergebnisse Vermutungen angestellt. Beides wollen wir uns zunächst ein wenig näher ansehen.

Unterschiede zwischen verschiedenen Rassen: Bradshaw et al.1 beschrieben 1997, dass orientalische Katzen proportional häufiger von Pica betroffen waren, als andere Katzenrassen, wobei Wolle bevorzugt gefressen wurde. Hier muss man jedoch erwähnen, dass auch vorwiegend orientalische Katzen untersucht wurden. Bei Frank et. al.2 war kein gehäuftes Vorkommen bei einer bestimmten Rasse feststellbar, die meisten der untersuchten Katzen waren Hauskatzen.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei Bradshaw et al. und Frank et al. fand sich kein auffallender Unterschied zwischen den Geschlechtern. Bei Bamberger und Houpt (2006)3 waren Kater proportional häufiger betroffen. Die Kastration hatte bei 84 % der von Bradshaw et al. untersuchten Katzen keinen Einfluss auf Pica.

Unterschiede zwischen den Haltungsformen: Pica kommt bei reinen Hauskatzen häufiger vor, als bei Freigängern. Man vermutet als Ursache dafür Langeweile durch eine reizarme Umgebung, einen Mangel an sozialen Kontakten oder umgelenktes Jagdverhalten. Frank et al. stellten keine Unterschiede durch „Environmental Enrichment“ (Bereicherung des Lebensraums) fest. Jedoch beschäftigten sich die Katzen in der „Pica-Gruppe“ seltener allein mit ihrem Spielzeug. Zudem waren in deren „Pica-Gruppe“ mehr Freigänger als Wohnungskatzen vertreten.

Genetische Prädisposition: Es ist möglich, dass eine genetische Prädisposition an der Ausbildung eines Pica-Syndroms beteiligt ist. Das heißt, zeigte einer der Elternteile das Pica-Syndrom kann es nach Meinung von Experten sein, dass auch die Nachkommen ungeeignete Dinge verzehren.

(Zu) frühes Absetzen der Kitten: Ebenfalls als mögliche Erklärung für Pica wird die zu frühe Trennung von der Mutter genannt. Frank et al. fanden keinen Hinweis darauf, dass das zu frühe Absetzen einen Einfluss auf die Entstehung des Pica-Syndroms hat. Dennoch sollten Kitten in jedem Fall mindestens bis zum Abschluss der 14. Lebenswoche bei Mutter und Geschwistern bleiben! Haustiger empfiehlt – basierend auf aktuellen Erkenntnissen –  nach Möglichkeit einen Umzug mit 16 Wochen.

Fütterungspraxis: Auch die Fütterungspraxis kann einen Einfluss auf die Ausbildung eines Pica-Syndroms haben. So zeigte sich, dass sich Katzen, die fasten müssen, eher an ungeeignetem Material vergreifen. Katzen mit Zugang zu Pflanzen (Katzengras) und solche, die ihr „Kaubedürfnis“ durch geeignetes Futter, z. B. rohes Fleisch in Stücken samt geeigneten Knochen, befriedigen dürfen, waren tendenziell weniger betroffen. Auch ein Verlangen nach Faser wird als mögliche Erklärung angegeben, hier konnte ein klarer Mangel jedoch nie dokumentiert werden.

Bei Frank et al. waren in der Pica-Gruppe weniger Katzen die „ad libitum“ gefüttert wurden, als in der Kontrollgruppe.

Neurologische Störungen: Im Hypothalamus, dem wesentlichen Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems, liegen das Hunger- oder Appetitzentrum und das Sättigungszentrum der Katze. Neurologische Störungen der Appetitkontrolle können zu ungewöhnlichen Vorlieben für bestimmte Materialien führen.

pica 3

(Bild: meineresterampe / pixabay.com)

Verhaltensstörung/Zwangsstörung: Einige Experten sehen Pica als Zwangsstörung sekundär zu Angst an.

Gastrointestinale Störungen: Es gibt Vermutungen, dass Pica nicht als Verhaltensstörung zu betrachten ist, sondern durch eine Magen-Darm-Erkrankung oder –Störung, wie etwa eine gastrische Motilitätsstörung, also durch Probleme bei der Leerung des Magens, verursacht wird. Die gastrische Motilität spielt eine wesentliche Rolle beim Empfinden von Sattheit, Hunger und Völlegefühl. Auch IBD oder ein Befall mit Hakenwürmern werden als mögliche Ursachen genannt.

Frank et al. stellten fest, dass in der Pica-Gruppe häufiger gastrointestinale Symptome, wie Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung auftraten, als in der Kontrollgruppe. Speziell Erbrechen kam in der Pica-Gruppe deutlich häufiger vor. Es konnte aber nur anhand des Fragebogens nicht bestimmt werden, ob das häufige Erbrechen eine Folge des Verzehrs ungeeigneter Dinge war, oder ob von Vornherein eine gastrointestinale Störung vorlag. Keine der Katzen in der Kontrollgruppe zeigte subtilere Formen einer Verdauungsstörung, wie Blähungen, Borborygmus („Darmgeräusche“) oder Aufstoßen.

Begleiterscheinung anderer Krankheiten: Katzen mit immunbedingter hämolytischer Anämie (IHA) zeigen häufig auch Pica-Symptome. Sie fressen z. B. Katzenstreu. Seltener wurde Pica in Zusammenhang mit einer Pyruvat-Kinase-Defizienz oder FIP beschrieben.

Alles in allem ist aber bis heute noch nicht eindeutig geklärt, welche Faktoren nun genau für die Entstehung des Pica-Syndroms verantwortlich sind. Entsprechend schwierig ist es, Katzen mit Pica-Syndrom und deren Haltern das Leben zu erleichtern.

Diese Dinge werden von Katzen mit Pica-Syndrom häufig verzehrt

Im Verlauf der Studie von Frank et al. (2015) wurde zwischen August 2012 und Februar 2014 Katzenbesitzern ein siebenseitiger Fragebogen ausgehändigt, der sich mit dem Verhalten der Katzen mit Pica-Syndrom beschäftigte.

Dabei ergab sich bei 91 Katzen folgende Aufteilung (Mehrfachnennungen waren möglich):

– Schuhbändel und andere fadenähnliche Gebilde (51 Katzen)
– Plastik (41 Katzen)
– Stoff (39 Katzen)
– Andere Dinge (38 Katzen)
– Gummi (28 Katzen)
– Papier oder Pappe (24 Katzen)
– Holz (5 Katzen)

Als andere Dinge wurden u. a. Toilettenpapier, Haarbänder, Wattestäbchen, Klebeband, Ohrstöpsel, Seife, Schwamm, kleiner Kieselstein, Katzenstreu und Schmutz genannt.

Oben genannte Zahlen beziehen sich auf Katzen, die die ungeeigneten Dinge auch verzehrten. Es wurde aber auch erfragt, auf was herumgekaut oder an was genuckelt wurde.

Von 100 Katzen, die auf Dingen herumkauten, kauten:

– 73 auf Plastik
– 61 an Papier
– 45 an Gummi
– 26 an Holz

Teilweise fraßen die Katzen Dinge und kauten auf anderen nur herum. An Stoff nuckelten insgesamt 25 Katzen, von denen 56 % diesen auch fraßen.

Erstmaliges Auftreten des Pica-Syndroms

Das Pica-Syndrom tritt meist innerhalb des ersten Lebensjahres auf und bleibt dann für mehrere Jahre bestehen.

Der Umgang mit der „Pica-Katze“

Das Zusammenleben mit einer „Pica-Katze“ kann sehr nervenaufreibend sein, lässt sich aber gut regeln, wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet.

AM ALLERWICHTIGSTEN: Alles, was von der Katze gerne verzehrt wird, aber nicht verzehrt werden soll, wird außer Reichweite gebracht und für die Katze unzugänglich aufbewahrt!

Das erfordert manchmal etwas Konsequenz, je nachdem, um was es sich handelt (z. B. Haargummis im Bad während des Duschens), funktioniert aber, wenn man es einmal verinnerlicht hat, eigentlich ganz gut.

Daneben lohnt es sich, die verschiedenen möglichen Erklärungen für Pica, auf die man Einfluss nehmen kann, etwas genauer in Augenschein zu nehmen.

Gesundheitliche Ursachen abklären: Verzehrt eine Katze plötzlich eigentlich ungenießbare Dinge, z. B. Katzenstreu, führt der erste Weg am besten zum Tierarzt, um gesundheitliche Ursachen abzuklären.

Haltung verbessern: Die Wohnung ist erst einmal reizärmer als die Außenwelt. Hier ist der Katzenhalter gefragt, dafür zu sorgen, dass keine Langeweile aufkommt.

So können ein gesichertes Fenster, ein gesicherter Balkon oder sogar ein Freigehege der Katze neue Eindrücke verschaffen oder es können in der Wohnung (z. B. durch Bau eines Catwalk) neue Ebenen für die Katze zugänglich gemacht werden.

Lebt die Katze bisher alleine, wäre ein passender Katzenkumpel der erste Schritt, um dem Mangel an sozialen Kontakten und der Langeweile Abhilfe zu schaffen. Katzen sind fakultativ soziale Tiere und profitieren sehr, sehr häufig von einem Katzenkumpel. 

pica 2

(Foto: pogo_mm / pixabay.com)

Auch im direkten Umgang mit den Katzen kann für Beschäftigung gesorgt werden. Ratsam ist es zum Beispiel, Futter erarbeiten zu lassen oder der Katze beim Clickertraining Gelegenheit zu geben, ihr Köpfchen anzustrengen. Wer beschäftigt und ausgelastet ist, ist zufriedener und hat weniger Zeit für andere, vielleicht unerwünschte Beschäftigungsmöglichkeiten.

Bei Katzen, die als Folge von Stress (z. B. bei Abwesenheit des Besitzers) oder Angst mit dem Verzehr oder „Bekauen“ ungeeigneter Dinge beginnen, kann man bei diesen Ursachen ansetzen. Gegebenenfalls lohnt es sich, sich professionelle Unterstützung zu holen.

Fütterungspraxis verändern: Die Katze sollte so viel Futter bekommen, wie sie benötigt, um ihren Energiebedarf zu decken. Gerade bei Katzenkindern im Wachstum kann das ziemlich viel Futter sein. Es lohnt sich also zu überprüfen, ob die aktuelle Futtermenge so in Ordnung ist oder gegebenenfalls angepasst werden muss. Ebenso kann es helfen, die Ration auf mehrere kleinere Mahlzeiten zu verteilen und/oder einen Teil des Futters im Rahmen von „Activity Feeding“ bereitzustellen. Experten empfehlen, Katzen mindestens 5x täglich zu füttern.

Um dem Gebiss Arbeit zu verschaffen, eignen sich größere Stücke rohes Fleisch, wenn sich die eigene Katze dafür begeistern lässt. (Achtung: Rohes Fleisch allein ist nicht ausgewogen und muss ergänzt werden. Zudem müssen beim Umgang mit rohem Fleisch Hygienemaßnahmen eingehalten werden). Auch Katzen im Zahnwechsel kauen gerne auf Gegenständen herum, auch hier kann man durch Alternativen Abhilfe schaffen.

Hilfe! Meine Katze hat xxx gefressen!

Die beste Vorbeugungsmaßnahme ist es, nichts herumliegen zu lassen, was der Katze gefährlich werden könnte. Verschluckt sie dennoch einen Fremdkörper, kann dies glimpflich ausgehen oder aber auch lebensbedrohlich sein. Es kann je nach verschlucktem Fremdkörper zu Magen-Darm-Verletzungen bis hin zum Darmverschluss kommen.

Konsultiert bitte AUF JEDEN FALL euren Tierarzt, wenn eure Katze einen Fremdkörper verschluckt hat. Je nach Fall wird man euch bitten, in die Praxis zu kommen oder auch die Katze nur zu beobachten.

(zuletzt aktualisiert: 01.09.2024)

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  1. J. W. S. Bradshaw, P. F. Neville, D. Sawyer: Factors affecting pica in the domestic cat. 1997. []
  2. I. Demontigny-Bédard, G. Beauchamp, M.-C. Bélanger, D. Frank: Characterization of pica and chewing behaviors in privately owned cats: a case-control study. 2015. []
  3. Bamberger M., Houpt KA. Signalment factors, comorbidity, and trends in behaviour diagnoses in cats: 736 cases (1991-2001). 2006 []

Kann Kaninchen(-fleisch) Katzen krank machen? Enzephalitozoonose bei Katzen

Ernährung

Kann Kaninchen(-fleisch) Katzen krank machen? Enzephalitozoonose bei Katzen

Enzephalitozoonose, oft auch kurz als E. c. bezeichnet, ist sicherlich vor allem Kaninchenhaltern ein Begriff, kann aber neben dem Menschen und einigen Tierarten auch die Katze betreffen. Da es sich um eine Zoonose handelt, ist die Übertragung zwischen unterschiedlichen Tierarten oder auch vom Tier auf den Menschen möglich. Bei der Katze wurde die Enzephalitozoonose in den letzten Jahren vermehrt Thema, auch weil die aktuelle Forschung darauf hinweist, dass E. cuniculi-Infektionen bei Katzen möglicherweise häufiger vorkommen, als sie diagnostiziert werden, speziell bei Tieren mit Augenproblemen (Katarakt, Uveitis).

Es stellt sich daher die Frage, inwiefern Kaninchen bzw. Kaninchenfleisch für die Katze eine Gefahr darstellen können.

(mehr …)

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