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Hilfe bei Schmerzen: Solensia für Katzen bei Osteoarthrose

Schmerzen hat niemand gerne, auch unsere Haustiere nicht. Jedoch sind leider auch viele unserer Katzen im Laufe ihres Lebens von schmerzhaften Problemen des Bewegungsapparats wie Osteoarthrose betroffen. Therapiert wird hier in der Regel mit Schmerzmitteln. Eine relativ neue Möglichkeit ist hier das Produkt „Solensia“, bei dem die schmerzlindernde Wirkung auf monoklonalen Antikörpern beruht.

Darüber und über unsere Erfahrungen mit Solensia möchte ich euch in diesem Artikel berichten.

Hexe wird mit Solensia behandelt

Die Osteoarthrose bei der Katze

Eine Osteoarthrose ist zunächst einmal eine chronische Erkrankung der Gelenke, bei der die Gelenkknorpel und die angrenzenden Gewebe geschädigt werden. Man unterscheidet hier zwischen primären und sekundären Osteoarthrosen, wobei bei Katzen oft die primäre Form (altersbedingte Abnutzung der Gelenke) vorkommt.

Man geht davon aus, dass die große Mehrzahl der Katzen ab 12 Jahren an einer Osteoarthrose leidet, jedoch sind die Zeichen bei der Katze oft recht subtil. Deutliche Lahmheiten sieht man bei der Katze eher selten. Man tut daher gut daran, speziell ältere Tiere gut zu beobachten. Wird die Katze ruhiger und/oder zögert sie zum Beispiel vor Sprüngen oder sucht den einfacheren Weg vom Fensterbrett oder vom Kratzbaum statt wie sonst zu springen, ist es ratsam, immer auch an Gelenkbeschwerden zu denken und den Verdacht tierärztlich abklären zu lassen.

Osteoarthrose kann verschiedene Gelenke wie die Knie- oder Ellenbogengelenke betreffen. Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule zeigen sich u. a. in Form von Spondylosen.

Eine Behandlung der Osteoarthrose erfolgt in der Regel in Form einer medikamentösen Schmerztherapie, die man noch um andere Maßnahmen wie z. B. Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Tieren, Physiotherapie, Anpassung der Umgebung oder Futterergänzungen wie z. B. die gezielte Gabe von Omega-3-Fettsäuren ergänzen kann.

Als Schmerzmittel kommt in den meisten Fällen ein nichtsteroidaler Entzündungshemmer (NSAID / NSAR), allen voran Meloxicam, zum Einsatz. Inwiefern ein NSAID als Schmerzmedikation für die individuelle Katze zur Langzeittherapie geeignet ist oder ob man die Katze besser auf ein anderes Präparat einstellt, kommt auf den generellen Gesundheitszustand einschließlich des Ansprechens des Tieres auf die Therapie, der individuellen Verträglichkeit (Nebenwirkungen ja/nein und welche), eventueller weiterer Erkrankungen und zugehöriger Medikamente an.

Hier ist der behandelnde Tierarzt der Ansprechpartner der Wahl (Anm. d. Red.: nicht die Facebook-Community, bei der oftmals schon (hirnloses) Entsetzen ausbricht, wenn das Wort „Metacam“ auch nur erwähnt wird).

Solensia als Alternative für Katzen mit Osteoarthrose-bedingten Schmerzen?

Schmerzmittel ist nicht gleich Schmerzmittel. Die Medikamente setzen an verschiedenen Stellen an, um eine Schmerzausschaltung zu erreichen und je nachdem, wo der Schmerz sitzt und wie stark er ist, kann das eine Schmerzmittel besser geeignet sein, als das andere. Dazu kommen natürlich auch noch die vorgenannten Faktoren, den Gesundheitszustand betreffend, die der Tierarzt bei der Wahl des passenden Schmerzmittels für die jeweilige Katze mit einbeziehen muss. Solensia setzt dabei an anderer Stelle an, als beispielsweise ein NSAID oder ein Opiat.

Worauf basiert die Wirkung von Solensia?

Solensia enthält den Wirkstoff Frunevetmab. Sieht man sich die Beschreibung des Präparats an, findet man dazu folgendes:

„Frunevetmab ist ein felinisierter monoklonaler Antikörper gegen den Nervenwachstumsfaktor (NGF), der rekombinant in Eierstockzellen des Chinesischen Hamsters (CHO) exprimiert wird.“

Klingt interessant, oder? Aber was heißt das jetzt genau? Sehen wir uns das im Detail nacheinander an.

Was sind felinisierte monoklonale Antikörper?

Unter monoklonalen Antikörpern versteht man Antikörper, die von einer Zelllinie produziert werden, die auf einem einzigen B-Lymphozyten basiert.

Man macht sich dabei die normale Funktion der B-Lymphozyten in der spezifischen Immunantwort zunutze, die beinhaltet, dass die Antikörper ganz spezifisch bestimmte Moleküle (darunter auch Rezeptoren) binden und somit blockieren können. Man vervielfältigt im Labor mithilfe der CHO-Zellen also ganz gezielt Antikörper, die nur an der gewünschten Stelle ihre Arbeit verrichten.

Diese Antikörper können ganz vielfältig eingesetzt werden und gelten als sehr vielversprechend, z. B. in der Krebstherapie, als mögliche Alternative zu Antibiotika, bei Dermatitis oder eben auch in der Schmerztherapie.

Verwendet werden dafür nur noch CHO-Zellen, die schon 1958 isoliert wurden und in-vitro (also im Reagenzglas) vermehrt werden, es müssen also keine Hamster für die Produktion der monoklonalen Antikörper sterben.

Der Begriff „felinisiert“ bezieht sich im Endeffekt nur darauf, dass die Antikörper „an Katzen angepasst“ sind, beim Mensch spricht man hier entsprechend von „humanisierten monoklonalen Antikörpern“. (Anm. Ist jetzt so nicht ganz korrekt, in Wahrheit ist das ein wenig komplizierter, aber für unsere Zwecke reicht das so). Heißt im Endeffekt, dass Solensia speziell auf Katze abgestimmt ist. Für jedes andere Tier braucht man ein tierartspezifisches Präparat, wie z. B. das Medikament „Librela“ für Hunde.

[green_box] Tipp: Wenn du mit Begriffen wie B-Lymphozyten, spezifische Immunantwort usw. gerade nicht wirklich etwas anfangen kannst, dann sieh dir doch einmal dieses Video von Simple Club zum Thema an. Eventuell hilft es dir, wenn du dir Teil 1 zusätzlich noch ansiehst. [/green_box]

Was ist der Nervenwachstumsfaktor (NGF)?

Während der Embryonalentwicklung, also in der Zeit, in der sich unser Kätzchen im Mutterleib entwickelt, muss sich bei diesem unter anderem ein funktionsfähiges Nervensystem bilden. Der Nervenwachstumsfaktor (englisch: „nerve growth factor“, kurz NGF), der zur Gruppe der Neutrophine gehört, regt hier die Aussprossung von Neuronen (Nervenzellen) an, um dies möglich zu machen.

Beim erwachsenen Tier hat der Nervenwachstumsfaktor (NGF)  nicht nur eine stabilisierende Wirkung, sondern fungiert auch als Signalprotein, das in geschädigtem Gewebe produziert wird und durch seine Wechselwirkung mit TrkA (Tropomyosin-Rezeptorkinase A) eine wesentliche Rolle bei der Schmerzwahrnehmung einnimmt. Bei Gewebeschädigung bewirkt NGF ein Aussprossen verletzter Neuronen.

Liegen entzündliche Gelenkerkrankungen vor, wird zunehmend NGF gebildet, das dann an den TrkA-Rezeptor im Gelenk andockt. Der Rezeptor wiederum meldet über sensible Nervenfasern entlang der Verbindung mit dem Rückenmark Schmerzsignale ans Gehirn. Der Schmerz im Gelenk wird mit der Schmerzwahrnehmung im ZNS verknüpft und die Schmerzen werden vom Tier wahrgenommen.

Was machen nun die monoklonalen Antikörper in Solensia?

Der Wirkstoff in Solensia, Frunevetmab, ist ein monoklonaler Antikörper, der in der Lage ist, den Nervenwachstumsfaktor (NGF) zu erkennen und sich an diesen zu binden. So wird verhindert, dass sich der „Nerve Growth Factor“ an seine TrkA-Rezeptoren an Nervenzellen binden kann und die Übertragung von Schmerzsignalen wird verhindert. Dadurch trägt das Präparat zur Linderung von Osteoarthrose-bedingten Schmerzen bei.

Zusammenfassend und anschaulich ist das in diesem Video noch einmal erklärt: 

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[green_box]Hinweis: Die Beschreibung ist jetzt kurz und knackig auf das Wesentliche beschränkt und teilweise auch vereinfacht dargestellt. Wer tiefer einsteigen will und kann (weil sehr gute Englischkenntnisse und entsprechender fachlicher Hintergrund), dem seien die unter Referenzen aufgeführten Werke empfohlen.[/green_box]

Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Eignung für das jeweilige Tier

Jedes Medikament, das „wirkt“, kann auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Es gibt keine (sinnvollen) Schmerzmittel, die nicht neben der gewünschten auch unerwünschte Wirkungen haben können. Ist einfach so. Bei Solensia traten hier in Studien häufig Hautreaktionen wie z. B. Juckreiz und Dermatitis auf.

Daneben gibt es diverse Berichte anekdotischer Art (also einzelne Berichte von Tierbesitzern, die Symptome bei ihren eigenen Tieren beobachtet und in Verbindung mit der Gabe von Solensia gebracht haben), die u. a. Probleme mit dem Pankreas (Bauchspeicheldrüse) nach der Gabe von Solensia einschließen. Dass diese gesundheitlichen Probleme nach der Gabe aufgetreten sind, kann in Verbindung mit Solensia stehen, muss aber nicht. (Schadet aber auch nichts, wenn man es im Hinterkopf behält.) Die Wirkung und der Abbau erfolgen ohne nennenswerte Beteiligung von Leber und Nieren, was Solensia gerade für ältere Tiere und Tiere mit Vorerkrankungen in diesen Bereichen zu einer interessanten Option macht.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind derzeit keine bekannt. Beim Menschen gibt es Berichte über ein schnelleres Fortschreiten der Osteoarthrose bei gleichzeitiger langfristiger Gabe eines NSAID, bei Katzen gibt es bisher keine derartigen Berichte.

Nicht gegeben werden soll Solensia an trächtige Katzen und solche, die gerade Kitten säugen sowie allgemein Zuchttiere. Außerdem nicht an Katzen mit einem Gewicht unter 2,5 Kilogramm und einem Alter von unter 12 Monaten.

[red_box]Wichtig: Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Schmerzmittel erfolgt immer nach einer gründlichen Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Tierarzt.

Ob Solensia für eure Katze geeignet ist oder ob ihr im individuellen Fall besser auf ein anderes Schmerzmittel zurückgreift, besprecht ihr daher bitte immer auf jeden Fall mit dem Tierarzt eures Vertrauens![/red_box]

Unsere Erfahrungen mit Solensia

Wir setzen Solensia bei Hexe seit Januar 2022 aufgrund von „Rückenproblemen“ (Spondylosen) ein, nachdem andere Schmerzmittel aufgrund anderer Erkrankungen und zugehöriger Medikamente nicht mehr möglich und/oder nicht ausreichend waren und können bislang ein deutliches Mehr an Lebensqualität beobachten. Nebenwirkungen sind bisher keine aufgetreten. Emma wird seit Anfang 2023 ebenfalls mit Solensia behandelt. Auch sie zeigt bisher keinerlei Nebenwirkungen.

Referenzen

  • Beck W. Wie wirken eigentlich… monoklonale Antikörper? Team konkret 2021; 17; 12-14.
  • Denk F, Bennett DL, McMahon SB. Nerve Growth Factor and Pain Mechanisms. Annu Rev Neurosci. 2017 Jul 25;40:307-325. doi: 10.1146/annurev-neuro-072116-031121. Epub 2017 Apr 24. PMID: 28441116.
  • Enomoto M, Mantyh PW, Murrell J, Innes JF, Lascelles BDX. Anti-nerve growth factor monoclonal antibodies for the control of pain in dogs and cats. Vet Rec. 2019 Jan 5;184(1):23. doi: 10.1136/vr.104590. Epub 2018 Oct 27. PMID: 30368458; PMCID: PMC6326241.
  • Epstein ME. Anti-nerve growth factor monoclonal antibody: a prospective new therapy for canine and feline osteoarthritis. Vet Rec. 2019 Jan 5;184(1):20-22. doi: 10.1136/vr.k5292. PMID: 30606856.
  • Gruen ME, Myers JAE and Lascelles BDX (2021) Efficacy and Safety of an Anti-nerve Growth Factor Antibody (Frunevetmab) for the Treatment of Degenerative Joint Disease-Associated Chronic Pain in Cats: A Multisite Pilot Field Study. Front. Vet. Sci. 8:610028. doi: 10.3389/fvets.2021.610028
  • Gruen ME, Myers JAE, Tena JS, Becskei C, Cleaver DM, Lascelles BDX. Frunevetmab, a felinized anti-nerve growth factor monoclonal antibody, for the treatment of pain from osteoarthritis in cats. J Vet Intern Med. 2021 Nov;35(6):2752-2762. doi: 10.1111/jvim.16291. Epub 2021 Nov 1. PMID: 34724255; PMCID: PMC8692178.
  • Levi-Montalcini R. The nerve growth factor 35 years later. Science. 1987 Sep 4;237(4819):1154-62. doi: 10.1126/science.3306916. PMID: 3306916.
  • Walters RR, Boucher JF and De Toni F (2021) Pharmacokinetics and Immunogenicity of Frunevetmab in Osteoarthritic Cats Following Intravenous and Subcutaneous Administration. Front. Vet. Sci. 8:687448. doi: 10.3389/fvets.2021.687448
  • Produktinformation Solensia (abgerufen am 21.06.2022)
  • Produktinformation Solensia USA (abgerufen am 16.11.2022)

(zuletzt aktualisiert: 19.07.2022)

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Buchrezension: Ganzheitliche Schmerztherapie für Hund und Katze

Schmerzen hat niemand gerne und wünscht man als mitfühlender Mensch auch keinem Tier. Nichtsdestotrotz wird gängigen Schmerzmitteln von Katzenhaltern häufig eine gewisse Skepsis entgegengebracht. Auch wenn diese nicht immer begründet ist, so besteht doch oft der Wunsch nach Alternativen. Mit diesen Ansätzen beschäftigt sich dieses Buch.

Ganzheitliche Schmerztherapie

Allgemeines zum Buch „Ganzheitliche Schmerztherapie für Hund und Katze“

Autoren: Markus Kasper, Andreas Zohmann
Seitenzahl: 344
Verlag: Sonntag, J; Auflage: 2., aktualisierte (2011)
Preis: 69,99 Euro
ISBN-10: 383049288X
ISBN-13: 978 – 3830492887

Das sagt der Klappentext

Der Golden Retriever kann keine Treppen mehr steigen, die argentinische Dogge winselt bei Berührung, die Perserkatze frisst nicht mehr. Endstation Schmerzmittel – oder etwa doch nicht?

In diesem Buch erfahren Sie,

– wie Schmerzen entstehen,
– wie Sie die schmerzauslösenden Faktoren lokalisieren und
– welch breites Therapiespektrum Ihnen zur Verfügung steht.

Ausgehend von einer schulmedizinischen Basis werden nicht nur die klassischen Schmerzmittel vorgestellt, sondern auch Neuraltherapie, Akupunktur, Goldimplantation, Physiotherapie und andere Therapieformen.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf orthopädischen Erkrankungen. Aber auch internistische Problemstellungen werden beleuchtet. Denn nicht selten sind die beiden Problemkreise miteinander verzahnt.

Das meint die Haustiger-Redaktion

Konventionellen Schmerzmitteln eilt ein schlechter Ruf voraus. Teilweise zu Recht. Und so ist es verständlich, dass häufig der Wunsch nach schonenderen Möglichkeiten aufkommt, um das geliebte Tier von seinen Schmerzen zu befreien. Das Buch „Ganzheitliche Schmerztherapie für Hund und Katze“ bietet hier nicht nur die Möglichkeit, andere Ansätze kennenzulernen, sondern auch eine Gelegenheit, sich näher mit dem Thema Schmerz zu beschäftigen. Damit, was Schmerz eigentlich ist, wie man erkennen kann, ob das eigene Tier Schmerzen hat und wie sich Schmerz bei Hund und Katze bemessen lässt.

Der Interessierte erfährt hier in den ersten drei Kapiteln nicht nur mehr über den Schmerz an sich, sondern auch darüber wie er entsteht, wie er wahrgenommen werden kann, welchen Schaden er anrichten kann und was er für das Tier eigentlich bedeutet. Ein Thema, das schnell fesselt und das auch nachdenklich macht.

Weiter geht es über 76 Seiten mit den verschiedenen Untersuchungsgängen. Dieser Abschnitt dürfte vor allem für den Praktiker interessant sein, für den das Buch auch gedacht ist. Zur Selbstdiagnose für den interessierten Tierhalter eignet sich das Kapitel nicht. Ich würde auch nicht empfehlen, hier ohne die entsprechende Ausbildung und Erfahrung selbst eine Einschätzung vorzunehmen.

Es folgen die verschiedenen Methoden der Schmerztherapie, wobei nicht nur die ganzheitlichen Methoden, sondern auch die medikamentöse Schmerztherapie zur Sprache kommen. Daneben werden Informationen zur Akupunktur, Neuraltherapie, physikalischen Medizin, Goldimplantation, Homöopathie und Kinesiologie geliefert. Den Abschluss bilden Informationen zum Schmerzmanagement und Informationen zur Schmerztherapie bei bestimmten Indikationen (z. B. bei Jungtieren oder älteren Tieren).

Fazit: Das Buch „Ganzheitliche Schmerztherapie für Hund und Katze“* bietet mit umfangreichem Bildmaterial einen hervorragenden Überblick darüber, welche ganzheitlichen Möglichkeiten in der Schmerztherapie zur Verfügung stehen. Das macht das Buch zu einem fantastischen Mittel, um den eigenen Horizont zu erweitern und sich in diesem Bereich weiterzubilden.

Zu erwähnen ist, dass es sich um ein Fachbuch handelt, das wohl eher für den Tierarzt oder den entsprechend ausgebildeten Praktiker (z. B. Tierphysiotherapeut, Tierheilpraktiker) von Nutzen sein dürfte. Aber auch der interessierte Laie kann aus diesem Buch viel mitnehmen, wenn er bereit ist, sich mit dem Thema intensiv zu befassen und bei Bedarf den ein oder anderen Fachbegriff nachzuschlagen.

Angaben zur Transparenz: Das vorliegende Buch wurde uns vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies beeinflusst jedoch nicht meine Meinung. Denn die ist und bleibt unverkäuflich.

Schmerzlinderung: Strahlentherapie kann bei Arthrose eine Möglichkeit sein

Chronische Schmerzen werden bei der Katze häufig durch verschleißbedingte Gelenkerkrankungen ausgelöst. Diese sind nicht heilbar, die Therapie richtet sich bei der Katze danach, die verbundenen Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des tierischen Patienten zu verbessern. Die Strahlentherapie, eine wichtige Therapiemöglichkeit in der Krebsbehandlung, kann – niedrig dosiert – auch zur Behandlung chronisch-entzündlicher degenerativer und proliferativer (also wuchernder) Gelenkerkrankungen eingesetzt werden.

Katze auf Couch Strahlentherapie Arthrose

Wie wirkt eine Strahlentherapie bei Arthrose?

Die Schmerzen bei einer chronisch degenerativen Gelenkerkrankung werden durch lokale Stoffwechselstörungen mit anhaltender Übersäuerung des Gewebes sowie einer Reizung der Gelenkinnenhaut, der Gelenkkapsel und der Gelenknerven verursacht. Eine Strahlentherapie kann diese Schmerzen lindern, jedoch ist noch nicht abschließend geklärt, wie es zu dieser Wirkung kommt.

Man nimmt an, dass die Strahlentherapie über mehrere biochemische Reaktionsabläufe auf zellulärer Ebene wirkt und so die Entzündungsreaktionen im Gewebe reduziert. Diese entzündungshemmende Wirkung beruht wohl auf verschiedenen Komponenten.

Wirkung auf die Immunzellen

Bei einer Entzündung reagiert das Immunsystem auf eine Schädigung durch infektiöse, chemische oder physikalische Noxen, also Stoffe oder Umstände, die eine schädigende, krankheitserzeugende Wirkung auf einen Organismus oder ein Körperorgan ausüben. Diese Reaktion ist komplex, da eine Vielzahl von Immunzellen miteinander interagieren muss.

Ein erster Schritt dieser so genannten Entzündungskaskade ist das Anheften von bestimmten Leukozyten, also weißen Blutkörperchen, den Monozyten und den Granulozyten, aus dem Blut, das sich in den Blutgefäßen befindet, an aktivierte Endothelzellen (Zellen, die die Blut- und Lymphgefäße auskleiden). Die weißen Blutkörperchen wandern dann angeheftet an diese Gefäßzellen in das entzündete Gewebe, wo sich die Monozyten zu dendritischen Zellen und inflammatorischen („entzündlichen“) Makrophagen („Fresszellen“) entwickeln.

Diese Makrophagen unterstützen wiederum den lokalen Entzündungsprozess durch verschiedene Vorgänge und produzieren dabei u. a. auch Stickoxide, die wiederum die Durchlässigkeit von Gefäßen regulieren, die Bildung von Wasseransammlungen (Ödemen) fördern und an der Entstehung von Entzündungsschmerz beteiligt sind.

Eine niedrig dosierte Strahlentherapie kann nun dafür sorgen, dass sich weniger weiße Blutkörperchen an diese Endothelzellen anheften und zum Ort des Geschehens transportiert werden. Zudem wurde beobachtet, dass vermehrt das Zytokin TGF-beta 1 ausgeschüttet und aktiviert wurde. Zytokine sind Eiweiße, die u. a. eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen, und dieses TGF-beta 1 wirkt antiadhäsiv, was bedeutet, dass es ebenso das Anheften der weißen Blutkörperchen an die Endothelzellen behindert.

Des Weiteren zeigte sich, dass es durch die Bestrahlung zu einem programmierten Zelltod von Monozyten und Granulozyten kam, was wiederum zu einer verminderten Rekrutierung dieser Entzündungszellen führte, weil eben ihre Zahl grundsätzlich einmal vermindert wird. Ebenso konnte eine Senkung der Stickoxid-Produktion in aktivierten Makrophagen und eine verminderte Ausschüttung des entzündungsfördernden Zytokins Interleukin-1 in stimulierten Makrophagen beobachtet werden. So ergibt sich auf zellulärer Ebene ein entzündungshemmender Effekt. [1][2][3]

Wirkung auf die Synovialzellen und die Gelenkschmiere

Eine Entzündung der Innenschicht der Gelenkkapsel tritt häufig bei einer chronischen Polyarthritis auf. Hierbei verändern sich die Synovialzellen, also die Zellen der Gelenkinnenhaut und ändern auch ihre Funktionsweise. Sie werden aggressiv und wachsen über den Knorpel, was zu einer Zerstörung des Knorpels vom Rand ausgehend führt. Eine Entzündung tritt auch bei einer aktivierten Arthrose auf, wenn die durch die Reibung der Knorpel und ihrer Gegenspieler entstehenden Abriebprodukte eine solche bewirken. In Tiermodellen zeigte sich, dass die Strahlentherapie bei Arthritis die Proliferation, also das Wachstum und die Vermehrung, dieser Synovialzellen verringern, die Bildung von Flüssigkeit im Gelenk hemmen und so der Zerstörung von Knochen- und Knorpelgewebe entgegenwirken kann. [4][5][6][7]

Zudem scheint der pH-Wert der Gelenkschmiere ins Alkalische verschoben zu werden, d. h. die Übersäuerung (Azidose), die ebenfalls zur Schmerzentstehung beiträgt, wird gehemmt und die Schmerzempfindung somit reduziert. [8]

Außerdem scheinen nach aktuellem Kenntnisstand direkte Einflüsse auf das neurovegetative und neuroendokrine System eine Rolle zu spielen. Ein Einfluss auf die Krankheit selbst, ist nach Expertenmeinung nicht zu erwarten.

Mögliche Einsatzgebiete im Bereich Knochen und Knorpel

Osteoarthrose

Die Osteoarthrose ist eine chronisch degenerative Gelenkerkrankung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass es zu einer fortschreitenden Veränderung des Gelenkknorpels und der weiteren Gelenkstrukturen kommt (oft bekannt als „Verschleiß“). Die Folge sind Schmerzen und/oder Funktionseinschränkungen, sprich z. B. Steifigkeit insbesondere am Morgen. Kommt eine Entzündung hinzu, spricht man von einer aktivierten Arthrose.

Einer Osteoarthrose kann auf verschiedenen Wegen begegnet werden. Das kann die Gabe von Schmerzmitteln sein, Physiotherapie, die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln oder z. B. auch im Fall des Falles eine schonende Gewichtsreduktion. Ziel ist in jedem Fall, die verbundenen Schmerzen zu lindern und so die Lebensqualität der betroffenen Katze zu verbessern. Die Strahlentherapie kann die genannten Maßnahmen begleiten und im besten Fall langfristig zur Minderung der Beschwerden führen.

Liegen Krepitationen vor (also „Knirschen“ durch Aneinanderreiben von Gelenkpartnern), Gelenkdeformationen oder ausgeprägte sichtbare Veränderungen im Röntgenbild sind die Aussichten eher ungünstig.

Die Strahlentherapie kann auch bei Scottish Fold Katzen, die unter Osteochondrodysplasie leiden, zur Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden. [9]

Tumore

Dringt ein Tumor in einen Knochen oder ein anderes Gewebe ein oder drückt er schmerzsensible Strukturen zusammen, kann Tumorschmerz entstehen und die Lebensqualität des kätzischen Patienten deutlich einschränken. Insbesondere Knochenschädigungen sind sehr schmerzhaft. Diese können durch Knochentumore selbst (z. B. Osteosarkom) oder auch durch sekundäre Tumore (z. B. Metastasen von Mammakarzinomen) entstehen. Auch Lymphome oder periphere Nervenscheidentumore können mit deutlichen Schmerzen einhergehen.

Liegt ein solcher Tumorschmerz vor und weiß man wo der Schmerz lokalisiert ist, ist eine palliative Strahlentherapie möglich, um die Schmerzsymptome bei nur geringen Nebenwirkungen zu reduzieren. Ziel ist es dabei vor allem, die Lebensqualität des Tieres zu verbessern. Wie die Strahlentherapie die Schmerzen genau lindert, ist nicht vollständig bekannt, die Schmerzlinderung setzt auch nicht die komplette Rückbildung des Tumors voraus. Der schmerzlindernde Effekt tritt nach zwei bis vier Wochen ein und hält im Durchschnitt zwei bis sechs Monate an.

Wie läuft eine Strahlentherapie in diesem Fall ab?

Je nachdem, ob eine bösartige Tumorerkrankung vorliegt oder eine chronisch degenerative Gelenkerkrankung sind Ziel und Ablauf der Strahlentherapie unterschiedlich. In der Krebsbehandlung wird die Strahlentherapie häufig täglich oder mehrmals wöchentlich in hohen Dosen eingesetzt, um im Idealfall das Tumorgewebe zu zerstören.

Bei der Bestrahlung im Fall von chronisch degenerativen Gelenkerkrankungen werden deutlich niedrigere Dosen in weniger Sitzungen verwendet. Ziel ist es hier, die Schmerzen zu reduzieren und Funktionseinschränkungen zu mindern.

Die Strahlentherapie wird normalerweise ambulant durchgeführt. Das Tier muss dafür in eine Kurznarkose (z. B. mit Propofol) versetzt werden, da der Patient exakt positioniert und das Strahlenfeld richtig ausgerichtet werden muss. Zudem dürfen sich während der Behandlung keine Personen im Behandlungsraum befinden. Es handelt sich um eine ganz oberflächliche Narkose, da die Bestrahlung keine Schmerzen verursacht und die Tiere nur wenige Minuten ruhig liegen müssen. Die eigentliche Bestrahlungsdauer liegt bei unter einer Minute. Es können gleichzeitig mehrere Gelenke bestrahlt werden.

Voraussetzung für die Strahlentherapie ist die Narkosefähigkeit der Katze und es muss eine möglichst genaue Darstellung des Strahlenvolumens mittels Bildgebung (z. B. Computertomografie) möglich sein.

Wie erfolgsversprechend ist eine Strahlentherapie bei chronisch degenerativen Gelenkerkrankungen?

Derzeit gibt es noch keine Langzeitstudien für die Behandlung degenerativer Gelenkerkrankungen mittels Strahlentherapie. Die aktuellen Beobachtungen sind jedoch sehr vielversprechend. 70 bis 80 Prozent der Hunde sprachen auf die Strahlentherapie an und die schmerzlindernde Wirkung trat in der Regel vier bis sechs Wochen nach der Behandlung ein und führte in Folge zu einer verbesserten Belastung der Gliedmaßen und einer Verbesserung der Lebensqualität.[10] [11] [12] [13] Es ist auch möglich, dass je nach Fall Schmerzmittel reduziert werden können. In der Regel hielt die Schmerzlinderung sechs bis neun Monate an. Nach Abklingen der Wirkung kann die Bestrahlung grundsätzlich wiederholt werden.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Wie bei jeder Therapie so müssen auch bei der Strahlentherapie Nutzen und Risiko gegeneinander abgewogen werden. Da die Strahlendosis bei der Behandlung chronisch-degenerativer Gelenkerkrankungen deutlich niedriger als bei der Tumorbehandlung ist, sind therapiebedingte Nebenwirkungen sehr selten. Grundsätzlich ist es möglich, dass es durch die Transformation und Mutation der bestrahlten Zellen zu bösartigen Veränderungen und Erbkrankheiten kommt. Jedoch ist das Risiko beim Menschen schon gering und bei der Katze durch die geringere Lebenserwartung noch weitaus geringer. Bei der palliativen Strahlentherapie von Osteosarkomen liegt das Risiko für Nebenwirkungen durch die höhere Dosis etwas höher, hier kann es zu akuten Nebenwirkungen während oder kurz nach der Strahlentherapie kommen (z. B. Hautschäden), diese sind jedoch laut Fachliteratur meist gut behandelbar.

Fazit

Die Strahlentherapie kann bei chronisch degenerativen Gelenkerkrankungen eine ergänzende Möglichkeit zur Schmerzbehandlung darstellen. Jedoch fehlen derzeit noch Langzeitstudien und sie ist mit einem relativ hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Zudem wird die Behandlung nur in spezialisierten Einrichtungen mit entsprechender Ausstattung und Fachkompetenz angeboten. Teilweise sind Kooperationen zwischen fachlich ausgebildeten Tierarztpraxen und Strahlentherapieeinrichtungen für Menschen möglich.

Die Informationen in diesem Artikel basieren in weiten Teilen auf einem im „Praktischen Tierarzt“ erschienenen Übersichtsartikel [14], zusammengefasst und ergänzt um Erklärungen und Informationen aus anderen Quellen.

Referenzen


[1] Roedel F, Kley N, Beuscher HU, Hildebrandt G, Keilholz L, Kern P, Voll R, Herrmann M, Sauer R (2002): Anti-inflammatory effect of low-dose X-irradiation and the involvement of a TGF-a1-induced down-regulation of leukocyte/endothelial cell adhesion. Int J Radiat Biol 78:711-719
[2] Roedel F, Frey B, Manda K, Hildebrandt G, Hehlgans S, Keilholt L, Seegenschmiedt MH, Gaipl US, Roedel C (2012): Immunmodulatory properties and molecular effects in inflammatory diseases of low-dose x-irradiation. Front Oncol 2:120
[3] Trott KR, Kamprad F (1999): Radiobiological mechanisms of anti-inflammatory radiotherapy. Radiother Oncol 51:197-203
[4] Budras KD, Hartung K, Münzer BM (1986): Licht- und elektronenmikroskopische Untersuchungen über den Einfluss von Röntgenstrahlen auf das Stratum Synoviale des entzündeten Kniegelenks. Berl Münch Tierärztl Wochenschr 99: 148-152
[5] Fischer U, Kamprad F, Koch F, Ludewig E, Melzer R, Hildebrandt G (1998): The effects of low-dose Co-60 irradiation on the course of aseptic arthritis in a rabit knee joint, Strahlenther Onkol 174:633-639
[6] Hildebrandt G, Radlingmayr A, Rosenthal S, Rothe R, Jahns J, Hindemith M, Roedel F, Kamprad F (2003): Low-dose radiotherapy (LD-RT) and the modulation of INOS expression in adjuvant induced arthritis in rats. Int J Radiat Biol 79: 993-1001.
[7] Trott KR, Parker R, Seed MP (1995): Die Wirkung von Röntgenstrahlen auf die experimentelle Arthritis der Ratte. Strahlenther Onkol 171:534-538
[8] Pannewitz G v (1970): Radiotherapy of arthrosia deformans. Method and results. Radiologe 10: 51-54
[9] Fujiwara-Igarashi A, Igarashi H, Hasegawa D, Fujita M (2015): Efficacy and complications of palliative irradiation in three Scottish Fold Cats with osteochoendrodysplasia. J Vet Intern Med 29: 1643-1647
[10] McEntee MC, Page RL, Novotney CA, Thrall DE (1993): Palliative radiotherapy for canine appendicular osteosarcoma. Vet Radiol Ultrasound 34: 367-370
[11] Mueller F, Poirier V, Melzer K, Nitzl D, Roos M, Kaser-Hotz B (2005): Palliative radiotherapy with electrons of appendicular osteosarcoma in 54 dogs. In Vivo 19: 713-716
[12] Pagano C, Boudreaux B, Shiomitsu K (2016): Safety and toxicity of an accelerated coarsely fractionated radiation protocol for treatment of appendicular osteosarcoma in 14 dogs: 10 Gyx2 fractions. Vet Radiol Ultrasound 57:551-556
[13] Ramirez O III, Dodge RK, Page RL, Price GS, Hauck ML, LaDue TA, Nutter F, Thrall DE (1999): Palliative radiotherapy of appendicular osteosarcoma in 95 dogs. Vet Radiol Ultrasound 40:517-522
[14] Eberle N. (2017): Einsatz der Strahlentherapie zur Schmerzbehandlung bei Hund und Katze. Der Praktische Tierarzt 99, Heft 01/2018, 24-32

MYK-461: Neue Hoffnung für HCM-Katzen

Ein neues Medikament gibt Hoffnung, Katzen mit HCM bald gezielter helfen zu können. Der Stoff mit der Bezeichnung MYK-461 zeigte sich in einer Studie an fünf Katern im Alter zwischen 9 Monaten und 3,7 Jahren mit einer natürlichen Form der vererbten HCM als wirksam. Ein Paper, das die Arbeit des Forschungsteams beschreibt, wurde am 14. Dezember im Journal PLOS ONE veröffentlicht.

Die hypertrophe Kardiomyopathie, kurz HCM, ist die häufigste bei Katzen vorkommende Herzkrankheit und tritt bei einer von sieben Katzen auf. Im Verlauf der Erkrankung verdickt sich der Herzmuskel, wobei die Verdickung den gesamten Herzmuskel, aber auch nur Teile des Herzens umfassen kann. Liegt eine solche Verdickung unterhalb der Hauptschlagadermündung vor, spricht man von einer Obstruktion.

HCM

By Jakov [GFDL or CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Bei der HCM wächst die Muskulatur quasi in den Innenraum der Herzkammer, wodurch sich der freie Raum in dieser verkleinert. In Folge kann sich das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut füllen und es kommt zu einem Rückstau in der linken Herzkammer und anschließend auch im Lungenkreislauf. Mögliche Folgen sind u. a. eine Herzinsuffizienz, die Bildung von Blutgerinnseln, Flüssigkeitsansammlungen in Brusthöhle und Lunge oder auch der plötzliche Herztod. Derzeit werden vorwiegend die Symptome der HCM behandelt, es gibt keine Therapie, die den Verlauf der Erkrankung verändern kann.

So wirkt MYK-461 bei HCM-Katzen

HCM kann durch Mutationen in Teilen des Sarkomers allen voran Myosin entstehen. Das Sarkomer ist die kleinste kontraktile (zusammenziehbare) Einheit des Muskels. MYK-461 ist ein kleines Molekül, das an eben jener Einheit wirkt und dort die Kontraktionskraft reduziert, ein Ansaugen des vorderen Segels der Mitralklappe („systolic anterior motion“ – SAM) in den Abflusstrakt der linken Herzkammer verhindert und die LVOT-Druckgefälle abbaut. Die Mitralklappe ist die Herzklappe, die sich zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer befindet. Die Untersuchungen zeigen, dass die Reduzierung der Kontraktionsfähigkeit durch MYK-461 ausreichend ist, um eine Verdickung des Abflusstraktes der linken Herzkammer (LVOT-Obstruktion) zu beseitigen.

Prognose für HCM-Katzen

MYK-461 ist das erste Medikament seiner Art und richtet sich auf einzigartige Weise an funktionelle Veränderungen des Herzens. Die positiven Ergebnisse bei den untersuchten Katzen geben Hoffnung, dass das Medikament eine Option werden könnte, um das Fortschreiten einer HCM zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.

Weitere Untersuchungen des Tierarztteams der University of California, Davis, School of Veterinary Medicine sollen zeigen, ob das neue Medikament das Potenzial besitzt, bei der Behandlung von HCM-Katzen zum akzeptierten Standard zu werden.

Referenz:

Stern JA, Markova S, Ueda Y, Kim JB, Pascoe PJ, Evanchik MJ, et al. (2016) A Small Molecule Inhibitor of Sarcomere Contractility Acutely Relieves Left Ventricular Outflow Tract Obstruction in Feline Hypertrophic Cardiomyopathy. PLoS ONE 11(12): e0168407. doi:10.1371/journal.pone.0168407

Buchrezension: Mykotherapie für Tiere

Vitalpilze: Heilkraft, Wirkung und Anwendung

Vitalpilze, auch bekannt als Heil- oder Medizinalpilze, können bei vielen Erkrankungen unterstützend eingesetzt werden. Wie es bei alternativen Therapiemethoden jedoch immer so ist, stößt auch die Mykotherapie nicht nur auf Zustimmung, sondern auch oftmals auf Ablehnung. Das vorliegende Buch will die Tiermykotherapie auf wissenschaftlicher Grundlage näherbringen.

Vitalpilze

Allgemeines zum Buch

Autorin: Wanda May Pulfer
Verlag: Sonntag; Auflage: 1 (21. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
Broschiert: 208 Seiten
ISBN-10: 3830494416
ISBN-13: 978 – 3830494416

Das sagt der Klappentext

„Die faszinierende Welt der Vitalpilze

Reishi, Coriolus versicolor, Hericium erinaceus… Keine Fremdsprache, sondern Medizinalpilze, deren Heilkräfte Sie bei vielen Erkrankungen von Hund, Katze und Pferd wirkungsvoll einsetzen können.

In der asiatischen Volksheilkunde schon seit Jahrtausenden bekannt – heute wissenschaftlich belegt! Dieses erste, auf Grundlage zahlreicher Studien erarbeitete Fachbuch zum Thema Tiermykotherapie bietet Ihnen:

– die 14 bekanntesten Medizinalpilze, übersichtlich vorgestellt mit Steckbriefen zu Inhaltsstoffen und Wirkung
– mehr als 500 wissenschaftliche Studienverweise, die kompetent die medizinischen Wirkungen der Pilze belegen
– konkrete Anwendungsvorschläge für Hund, Katze und Pferd bei vielfältigen Indikationen
– nützliche Indikationstabellen sowie Tabellen zu Inhaltsstoffen und deren Wirkmechanismen, damit das Nachschlagen besonders einfach ist“

Das sagt die Haustiger-Redaktion

Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal von Vitalpilzen hörte, war ich zunächst skeptisch. Pilze kannte ich bis dahin in Form von Fliegenpilz bis Champignon und vom Hörensagen in Zusammenhang mit halluzinogener Wirkung. Bei näherer Betrachtung klang Mykotherapie aber dann doch recht interessant. Doch es fehlte die Zeit sich wirklich mit dem Thema zu beschäftigen und sich eine fundierte Meinung zu bilden. Umso erfreuter war ich, als ich gefragt wurde, ob ich nicht ein Buch über Tiermykotherapie rezensieren möchte.

„Mykotherapie für Tiere“ kommt in der für den Verlag gewohnt guten Qualität daher. Wir finden eine übersichtliche Gliederung, zudem ist jedes Kapitel in einer anderen Farbe gehalten, so dass man sich auch beim raschen Nachschlagen schnell zurechtfindet. Viele Tabellen zur schnellen Übersicht und qualitativ hochwertige Bilder runden den guten äußeren Eindruck ab.

Doch was wirklich zählt, sind ja die inneren Werte. ;-)  Im ersten Kapitel des Buches dreht sich alles um die Grundlagen der Tiermykotherapie. Man erfährt, dass die wissenschaftliche Mykotherapie noch eine eher junge Therapieform ist, das Wissen über die Heilwirkung der Pilze jedoch schon seit vielen tausend Jahren in China und Japan bekannt ist. Es gibt Informationen darüber, was Pilze überhaupt sind (weder Tier noch Pflanze), woher Vitalpilze heute stammen und wie sie im Nährstoffkreislauf der Erde wirken.

Sehr spannend und aufschlussreich ist die Erläuterung, welche ernährungsphysiologisch wichtigen Stoffe in Medizinalpilzen enthalten sind und warum diese heilend wirken und Einfluss auf die Immunabwehr haben können. Des Weiteren wird in diesem Kapitel beschrieben in welchen Formen (Pulver, Extrakt etc.) Vitalpilze bezogen werden können, wie es um Produktsicherheit und Qualität bestellt ist und von welchen Produkten man als Therapeut oder Tierhalter eher die Finger lassen sollte. Alles in allem schon einmal eine solide Grundlage.

Im nächsten Kapitel werden dann die einzelnen Pilze vorgestellt. Der interessierte Leser erfährt Wissenswertes zu Ökologie und Geschichte des einzelnen Medizinalpilzes, zu dessen Inhaltsstoffen und Wirkung und seinen möglichen Einsatzgebieten. Abgerundet wird die jeweils mehrseitige Beschreibung durch ein Bild des jeweiligen Pilzes, eine detaillierte Analyse der Inhaltsstoffe und den Namen des Pilzes in mehreren Sprachen, was die weitere Recherche auch in fremdsprachigen Quellen vereinfacht.

Danach geht es an die Dosierung und Verabreichung von Vitalpilzen an die Tierarten Katze, Hund, Pferd und schließlich an die Anwendungsmöglichkeiten. Jede Indikation beinhaltet eine Beschreibung der jeweiligen Erkrankung, die tierartlichen Besonderheiten und den jeweiligen mykotherapeutischen Behandlungsvorschlag. Unter den erläuterten Krankheiten befinden sich einige, die auch für den Katzentherapeuten/-besitzer interessant sind, wie z. B. Arthrose oder Katzenschnupfenkomplex.

Den Abschluss des Buches bildet ein umfangreicher Anhang mit zahlreichen Übersichtstabellen der Indikationen und Inhaltsstoffanalysen sowie ganzen 31 Seiten Literaturverzeichnis mit vielen Referenzen, zu den im Buch getätigten Aussagen.

So wird nicht nur die Information geliefert, dass „Produkt A gegen Krankheit B hilft“, sondern auch erklärt, warum dem so ist und wo man dies nachschlagen kann. So muss man nicht nur etwas glauben, was jemand schreibt, sondern kann dies auch nachprüfen und/oder bei Bedarf tiefgehender recherchieren. Etwas, das man sich in so manchem Weiterbildungskurs wünschen würde.

Fazit: Alles in allem ist „Mykotherapie für Tiere“ ein Buch, das auf wissenschaftlicher Grundlage einen fundierten Überblick über die einzelnen Vitalpilze und ihre Anwendungsmöglichkeiten bietet und Therapeuten und interessierten Tierhaltern ein nützlicher Begleiter sein kann. Den Tierarzt, ausgebildeten Tierheilpraktiker oder Mykotherapeuten kann und soll es nicht ersetzen.

Stammzellentherapie: Chance für Katzen mit chronischer Gingivostomatitis?

Die chronische Gingivostomatitis ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung und oft nur schwer zu behandeln. Der traditionelle Therapieansatz mit vollständiger Entfernung der Zähne und Medikamentengabe (z. B. Cortison, Antibiotika) bringt nicht immer eine vollständige Heilung mit sich. Eine neuartige Stammzellentherapie könnte Katzen mit FCGS nun helfen, wie eine Studie zeigt, deren Ergebnisse vor kurzem im Journal „Stem Cells Translational Medicine“ veröffentlicht wurden. (mehr …)