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Katzenpflanzen: Sind Bromelien für Katzen giftig?

Zimmerpflanzen wie Bromelien können das eigene Zuhause nicht nur optisch aufwerten, sondern tragen auch nachweislich zum Wohlbefinden bei und schaffen eine angenehme Atmosphäre. Allerdings ist es im Katzenhaushalt mit den Pflanzen oft schwierig. Denn viele Zimmerpflanzen sind für Katzen giftig, mitunter so giftig, dass der Kontakt tödlich enden kann. Man tut daher gut daran, auf giftige Pflanzen im Katzenhaushalt zu verzichten und nur auf ungefährliche Pflanzen zurückzugreifen.

Eine Möglichkeit stellen hier die Bromeliengewächse dar, von denen sicherlich die Ananaspflanze die bekannteste ist. Es gibt aber auch noch zahlreiche weitere Bromelien, die als Zierpflanzen verkauft werden und den Haushalt auch mit Katzen verschönern können.

Herkunft der Bromelie

Bromelien haben ihren Ursprung in den üppigen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas, wo sie seit Jahrhunderten in ihrer natürlichen Umgebung gedeihen. Sie sind äußerst anpassungsfähig und in einer Vielzahl von Lebensräumen zu finden. Insgesamt gibt es über 3.000 Arten, von denen die Ananas (Ananas comosus) wohl die bekannteste darstellt.

Ihre exotische Herkunft und ihre einzigartige Schönheit führten dazu, dass die Bromelien im Laufe der Jahre nicht nur in die botanischen Gärten und Gewächshäuser Europas gelangten, sondern dass die Bromelie auch zu einer der beliebtesten Zimmerpflanzen weltweit avancierte.

Aussehen der Bromelien

Bromelien sind für ihr ansprechendes Aussehen und ihre vielfältigen Formen und Farben bekannt. Es gibt hier verschiedene Arten mit unterschiedlichsten Blattstrukturen, Blütenformen und Größen. Die Blattformen der Bromelie reichen von dünn und grasartig bis hin zu festen, fleischigen Blättern. Manche besitzen auch scharfe Stacheln an den Blatträndern. Besonders attraktiv macht die beliebten Zimmerpflanzen aber ihre lebendige Farbgebung, die sich auch an den Blüten zeigt.

Am bekanntesten unter den Bromelien ist mit Sicherheit die beliebte Ananas, aber auch Tillandsien, die bekannten „Luftpflanzen“, sind sehr beliebt. Durch diese Vielfalt kann man bei den Bromelien unter zahlreichen Vertretern wählen und trotz Katzen ein wenig Abwechslung in den heimischen Pflanzendschungel bringen.

Sind Bromelien giftig für Katzen?

Nein. Bromeliengewächse oder Ananasgewächse werden als ungiftig für Katzen und andere Haustiere betrachtet und stellen keine unmittelbare Vergiftungsgefahr dar, wenn sie von Katzen gefressen werden. Was jedoch immer besteht, ist die potentielle Gefahr einer Vergiftung durch Pestizide oder Dünger. Zudem wurden bei einigen Vertretern hautreizende Stoffe (z. B. in Bromelin) in den Blättern nachgewiesen. Heißt, auch wenn die Pflanzen nicht unmittelbar giftig sind, so sollte man trotzdem darauf achten, dass sie von den Katzen nach Möglichkeit nicht gefressen werden.

Mögliche Gesundheitsprobleme bei Katzen durch Bromelien

Auch wenn Bromelien als ungiftig und relativ sicher für Katzen gelten, sollte man einige Vorsichtsmaßnahmen treffen, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Unter anderem kann das Kauen an den Pflanzen zu Magen-Darm-Problemen (z. B. Erbrechen, Durchfall) führen.

Ein weiteres mögliches Risiko besteht durch die spitzen Blätter und Stacheln mancher Ananasgewächse, die zu Verletzungen an Maul und Pfoten führen können. Es sind allergische Reaktionen möglich und das Verschlucken größerer Pflanzenteile kann unter Umständen zu Schwierigkeiten in der Magen-Darm-Passage führen.

Man tut daher gut daran, zum einen möglichst ungefährliche Bromelien zu wählen und zum anderen das Verhalten der Katzen im Auge zu behalten und sicherzustellen, dass die Pflanzen und deren Früchte von der Katze nicht gefressen werden.

Liste möglicher Bromelienarten, die für Katzen relativ ungefährlich sind:

1) Guzmania
2) Neoregelia
3) Cryptanthus
4) Tillandsia
5) Vriesea

Exkurs: Superfood Ananas – Bromelain für Katzen?

Die Ananas wird beim Menschen als Superfood gehandelt, was nicht zuletzt am enthaltenen Stoff Bromelain liegt. Der Wirkstoff setzt sich aus zwei eiweißspaltenden Enzymen zusammen und wird beim Menschen unter anderem gegen Schwellungen nach Verletzungen oder Operationen eingesetzt. Zudem wird eine entzündungshemmende und verdauungsfördernde Wirkung beschrieben.

Zur vorteilhaften Wirkung bei Katzen liegen bislang keine gesicherten Erkenntnisse vor. Im Rahmen einer klinischen Studie, bei der 30 Katzen nach der Ovariohysterektomie (Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter im Rahmen der Kastration), je nach Gruppe entweder Bromelain oder ein Placebo erhielten, konnte jedoch kein Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. Entsprechend bot Bromelain hier keine signifikanten schmerzlindernden und entzündungshemmenden Vorteile gegenüber dem Placebo1.

  1. Ribeiro MR, Conceição MEBAM, Bezerra DKO, Teles JPP, Giuffrida R, Cassu RN. Bromelain does not provide significant analgesic and anti-inflammatory benefits over placebo in cats undergoing ovariohysterectomy. J Am Vet Med Assoc. 2023 Apr 21;261(9):1297-1304. doi: 10.2460/javma.23.02.0117. PMID: 37085147. []

Emma erklärt: Dunning-Kruger-Effekt – die Krux mit der Selbstüberschätzung

“Melde dich unbedingt in der Gruppe an, die kennen sich dort richtig gut aus!” – Ein Satz, den man in den sozialen Medien häufiger liest, wenn es um Krankheiten bei Katzen geht. Hin und wieder ist es so, dass dem wirklich der Fall ist und in Gruppen kompetente Menschen unterwegs sind, die ihre Grenzen kennen und im Rahmen dieser gezielt helfen können. Weitaus häufiger vertreten ist jedoch leider der personifizierte Dunning-Kruger-Effekt. Darüber möchte ich euch heute ein wenig erzählen, nachdem wir im letzten „Emma erklärt“ schon ein ähnliches Thema hatten.

Genauer gesagt, möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Die Namen der Protagonisten sind willkürlich gewählt und haben nichts mit realen Personen zu tun.

weisse katze dunning kruger

© cocozi / pixabay.com

[lightgrey_box] Wenn du nicht weißt, was der Dunning-Kruger-Effekt ist, dann sieh dir vielleicht erst einmal dieses kurze Video  an, in dem der Effekt kurz und knackig erklärt wird. [/lightgrey_box]

***

Bacardi

Eine Frau, nennen wir sie Sonja, lebt mit einem schon etwas älteren Kater namens Bacardi zusammen und liebt das Fellknäul natürlich sehr. Da Bacardi in letzter Zeit etwas abgenommen hat, viel trinkt und pinkelt und auch sonst nicht so fit wirkt, stellt sie ihn ihrer Tierärztin vor, die den Kater schon seit vielen Jahren betreut, und leider stellt diese eine Diagnose, die Sonja in große Sorge versetzt. Sie hat Angst, ist verunsichert und möchte ihrem Kater Bacardi natürlich gerne bestmöglich helfen. Soweit so verständlich.

Da sie sich mit ihren Sorgen nach dem Tierarztbesuch recht allein gelassen fühlt, erzählt sie in einer Facebook-Gruppe davon und bekommt dort die Empfehlung, in eine bestimmte “Fachgruppe” einzutreten. Die Gruppe sei DIE Gruppe zu dem Thema, so wird ihr gesagt, in der sich die richtigen (Anm. d. Red. selbsternannten) Experten tummeln würden. Außerdem wird sie schon einmal darauf hingewiesen, dass Tierärzten nicht zu trauen sei und dass diese pauschal von dieser (Anm. d. Red.: leider recht häufigen) Krankheit meist keine Ahnung hätten. Zumindest nicht annähernd so viel wie die Experten in der Gruppe.

Sonja in ihrer Sorge um Bacardi tritt also in diese Gruppe ein. In dieser Facebook-Gruppe tummelt sich unter anderem auch die Christel. Die Christel hat – wie in ihrem Profil zu lesen ist – die Schule des Lebens besucht (weitere Qualifikationen nicht ersichtlich) und ist quasi der Mensch gewordene Dunning-Kruger-Effekt. Soll heißen, Christel kann eigentlich gar nichts, leidet aber unter gewaltiger Selbstüberschätzung und ist der festen Überzeugung, sie sei die absolute Expertin zu dem Thema. Da sie sehr von sich überzeugt ist und sich auch entsprechend verkauft, wird Dunning-Kruger-Christel von den anderen Gruppenmitgliedern verehrt und fühlt sich durchwegs in ihrer Ansicht bestätigt.

Sonja stellt jetzt also ihren Fall in der Gruppe dar, woraufhin natürlich sofort Christel markiert wird. Dunning-Kruger-Christel ist jetzt voll in ihrem Element. Sie schlüpft zu Hause vorm PC in ihren weißen Kittel, legt sich ihr – eigens zu diesem Zweck angeschafftes – Stethoskop um den Hals, überlegt ob sie vielleicht auch noch den Kasack und das Otoskop… entscheidet sich aber dann aus Zeitgründen dagegen und lässt sich erst einmal alle Befunde samt Laborergebnissen schicken (Blutbilder sind nämlich absolut ihr Ding, da kann sie so richtig zeigen, was sie kann).

Auf Basis dieser Daten erstellt Sie dann (Anm. d. Red.: Wir vermuten schwer, dass sie dafür eine Glaskugel oder alternativ ein Pendel zur Hilfe nimmt, genau wissen wir es nicht – anders als Christel können wir nämlich leider nicht hellsehen.) aus der Ferne ohne den Kater je gesehen zu haben, eine Diagnose, die selbstverständlich vollkommen von der der Tierärztin abweicht. Entsprechend ist die von der Tierärztin angedachte Therapie nach Einschätzung von Dunning-Kruger-Christel natürlich vollkommen falsch und diese eine inkompetente Vollidiotin.

Christel, nach wie vor felsenfest von sich überzeugt, erstellt nun erst einmal einen neuen Therapieplan für Bacardi, der zunächst einmal ganz viele Produkte enthält, die irgendetwas mit Schwingungen zu tun haben, aber keine nachgewiesene Wirkung aufweisen und erklärt Sonja ganz genau, dass sie diese Mittel nur mit Wasser oder in Schleckpaste geben darf, damit diese über die Maulschleimhaut aufgenommen werden können, aber keinesfalls in Futter, da die aggressive Magensäure der Katze die Mittel ansonsten zerstören würde.
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Hier jetzt erstmal…

eine gewaltige La-Ola-Welle und ein großes OOOOOOOOOOOHH WOW!!! bitte für unsere Magensäure, die so aggressiv ist, dass sie sogar nicht nachweisbare Schwingungen abtöten kann. So Kleinigkeiten wie die, dass es ziemlich irrelevant ist, ob entsprechende Mittelchen mit Schleckpaste, Futter oder Wasser im Magen landen, lassen wir hier jetzt mal außen vor. Ist ja auch nicht wichtig, ne.

Emma

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Aber ich schweife ab. Weiter mit unserer Geschichte.

Christel betont noch einmal die Wirksamkeit der von ihr verordneten Mittel, die von Pankreatitis und Krebs heilen bis hin zu Harnstoff senken und die Schwanzspitze pink färben so ziemlich alles können und beschwört Sonja, sich von der Tierärztin bloß nichts aufschwatzen zu lassen und das vorgeschlagene Diätfutter und die verordneten Medikamente auf keinen Fall zu geben.

Alternativ solle sie sich aber bei Dunning-Kruger-Christel nach einer Woche noch einmal melden, wie die Therapie angeschlagen habe. Christel würde dann entscheiden, ob die Therapie so fortgeführt würde oder ob noch eine Anpassung notwendig sei.

Um dem Ganzen noch einen intellektuellen Touch zu geben, führt Christel nun zum Abschluss auch noch einige englischsprachige Quellen an. Dass in der Schule des Lebens kein Englisch gelehrt wurde und Christel – nun sagen wir mal – einige Lücken hat, was die englische Sprache noch dazu im fachlichen Kontext angeht, lassen wir jetzt einfach einmal unter den Tisch fallen. Wen interessieren solche Kleinigkeiten schon.

Soweit so gut. Halten wir einmal kurz fest. Wir haben jetzt einmal die Einschätzung der Tierärztin, die die Katze samt Personal schon jahrelang kennt und betreut, sie live gesehen und untersucht hat, paar Jährchen Studium und noch ein paar Jährchen mehr Berufserfahrung hinter sich hat und wir haben die Einschätzung einer Person, die Sonja völlig fremd ist, von der Schule des Lebens abgesehen, nicht einmal annähernd mit einer Qualifikation glänzen kann, sich aber – in grenzenloser Selbstüberschätzung – aufführt als wäre sie allwissend und einfach mal so aus der Ferne – ohne die Katze je gesehen zu haben – die Diagnose der Tierärztin auseinandernimmt und einen eigenen Therapieplan erstellt.

Wem wird Sonja nun vertrauen? Ihr ahnt was kommt…

Sonja findet das, was Christel da von sich gibt, alles sehr einleuchtend. Schließlich hat die Christel das sehr überzeugend erklärt und sie hat ja jetzt auch schon häufiger gelesen, dass die alle keine Ahnung hätten und einem nur das Geld aus der Tasche ziehen wollten und überhaupt. Also macht sie alles ganz genau so, wie von Dunning-Kruger-Christel vorgeschlagen. Sie setzt die von der Tierärztin mitgegebenen Medikamente ab, sie gibt kein anderes Futter und sie sucht auch nicht mehr – wie besprochen – die Tierärztin zum vereinbarten Kontrollbesuch auf, die ihr in den letzten Jahren zur Seite gestanden hat.

Innerhalb von drei Wochen hat Bacardi so sehr abgebaut, dass als einzige Option bleibt, ihn einschläfern zu lassen, um ihn vor weiterem Leid zu bewahren. Diesen Dienst darf dann (natürlich) wieder die Tierärztin übernehmen (kann und darf die Christel ja schließlich nicht und selbst wenn sie es könnte, wäre ihr das psychisch natürlich keineswegs zumutbar, könnte ja schließlich passieren, dass ihr Ego dann einen Knacks bekäme #ironieoff), während Christel in der Zwischenzeit schon wieder 12 andere Katzen “ferntherapiert” hat. Hätte man Bacardi direkt richtig behandelt, hätte er ohne Weiteres noch einige schöne Wochen, Monate oder sogar Jahre haben können.

Eine Geschichte ohne Happy End.

***

Gerne würden wir es jetzt mit Jonathan Frakes halten und “Sie glauben diese Geschichte ist wahr. Falsch, sie ist frei erfunden.” schreiben, aber leider ist dem nicht so. Vielleicht ist manches ein wenig überzeichnet dargestellt (wir wissen beispielsweise natürlich nicht, ob Christel wirklich mit dem Stethoskop vor dem PC sitzt), aber im Kern ist sie wahr und es handelt sich dabei beileibe nicht um einen Einzelfall.

***

Wer ist nun schuld an der ganzen Misere? Dass Dunning-Kruger-Christel unter gewaltiger Selbstüberschätzung leidet, ist das eine und leider kann man solchen Menschen nicht wirklich Einhalt gebieten, aber die Verantwortung für eure Tiere liegt bei EUCH.

Und wir sagen es auch gerne noch 50-mal: Ihr dürft kritisch sein, ihr dürft euch selbst informieren und Dinge hinterfragen und selbstverständlich auch gerne eine Zweit-, Dritt- oder Viertmeinung von anderen Tiermedizinern einholen, wenn ihr Zweifel habt oder das Gefühl, ihr kommt nicht weiter, aber bitte, BITTE seid doch (Pardon, my French!) nicht so BLÖD, das Leben eurer Tiere irgendeinem dahergelaufenen Mensch gewordenen Dunning-Kruger-Effekt im Internet anzuvertrauen!

Ihr kennt diese Menschen nicht, sie haben euer Tier weder je gesehen noch untersucht, ihr wisst nicht, was die wirklich können, egal wie überzeugend, das was sie von sich geben, auch klingen mag, und sobald sie euch auch nur annähernd an Dunning-Kruger-Christel erinnern, dann nehmt die Beine in die Hand und lauft. Denn dann handelt es sich mit 200%iger Sicherheit nicht um einen Menschen, dem ihr unser Leben anvertrauen solltet!

Wir haben nur dieses eine Leben und wir möchten uns bitte, BITTE darauf verlassen können, dass ihr alles dafür tut, dass wir unser Leben so lange wie möglich lebenswert führen können.

Wir sind keine Versuchskaninchen für Menschen, die in gnadenloser Selbstüberschätzung und ohne jedwede (oder zumindest ausreichende) Fachkompetenz Glaskugeldiagnosen und Therapievorschläge aus dem Ärmel schütteln.

Herzlichen Dank!

PS: Wer an Homöopathie glaubt und diese NEBEN DER TIERÄRZTLICHEN BEHANDLUNG (nicht stattdessen!!!) und in Absprache mit dem Tierarzt/der Tierärztin gerne einsetzen möchte (wie z. B. die SUC-Therapie bei Nierenerkrankungen), kann das natürlich gerne tun. Darum geht es hier nicht.

Interview: Katzen und Feuer – richtiges Verhalten im Brandfall

Im Gespräch mit anderen Katzenhaltern, ganz gleich, ob online oder offline taucht die Frage immer wieder auf. „Plant ihr für den Notfall?“, „Habt ihr euch schon einmal darüber Gedanken gemacht, was mit euren Tieren passiert, wenn bei euch zu Hause ein Feuer ausbricht?“ usw.. Ich habe und habe gottseidank auch jemanden gefunden, der mir meine neugierigen Fragen beantwortet. ;-)

Haustiger: Hallo Ingo, erzähl doch mal ein wenig von dir, damit unsere Leser auch wissen, mit wem sie es zu tun haben.

Ingo: Mein Name ist Ingo Behring, 43 Jahre alt. Ich bin seit über fünfundzwanzig Jahren bei der Feuerwehr aktiv, zum einen bei der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Driburg und seit 1997 bei der Berufsfeuerwehr. Daneben bin ich Autor des Buches „112- der tägliche Wahnsinn“. (mehr …)

Emma erklärt: Sch… im Internet zu Geld machen leicht gemacht oder: Wie du im Tier-Business auf jeden Fall erfolgreich wirst.

Geld können wir ja alle immer irgendwie brauchen. Du doch sicher auch, oder? Dachten wir uns. Wir haben daher hier einige Tipps für dich, wie du – ohne fundiertes Fachwissen zu haben – im Internet mit Online-Kursen MIT LEICHTIGKEIT die große Kohle verdienen kannst.

1) Bezeichne dich als Experte für dein Thema, egal ob du Ahnung davon hast oder nicht. Studium oder Ausbildung braucht auch keiner. Wird völlig überbewertet. Wenn du dich als Experte fühlst, dann bist du auch einer. Fertig. Alles eine Frage des richtigen Mindsets.

2) Betitle alle anderen als inkompetente Vollidioten, die keine Ahnung von deinem Thema haben. Besonders Tierärzt:innen. Die darfst du nicht vergessen. Wenn du nicht besser bist als der Tierarzt, ist dein Kurs nichts wert.

3) Such dir ein Thema, bei dem der Personenkreis aus Punkt 2 deiner Meinung nach regelmäßig versagt. Besonders erfolgsversprechend sind hier Themen wie “Handauflegen gegen Inkontinenz” oder “Homöopathie zum Aufmalen gegen Parvovirose”. Protipp: Wenn dich jemand als Schwurbler bezeichnet, bist du definitiv auf der richtigen Fährte. Weiter so!

4) Du weißt noch nicht, welches Thema es werden soll? Telegram eignet sich hervorragend als Inspirationsquelle.

5) Gib deinem Thema einen wissenschaftlichen Touch, indem du z. B. statt über Homöopathie über “Quantenphysik” oder – bei Schüssler Salzen – über “Biochemie” sprichst. Fußnoten machen sich auch immer gut. Aber Achtung: Verweise hier auf keinen Fall auf seriöse Quellen! Das würde nur vom Thema ablenken.

6) Versprich deinen Interessenten, dass sie mit Leichtigkeit perfekt werden können, aber mach deutlich, dass sie es allein in der Hand haben und dich keine Schuld trifft, wenn es dem Tier mit deiner Methode nicht besser geht. Schließlich bist du der Experte und es ist absolut unmöglich, dass dich eine Schuld trifft, wenn dein unglaubliches Wissen, das du gnädigerweise weitergibst, nicht korrekt umgesetzt wird. PS: Natürlich bist du auch nicht schuld, wenn ein Tier stirbt, weil die Leute dir vertraut haben, statt das Tier zeitnah tierärztlich versorgen zu lassen. Wäre ja noch schöner.

7) Biete deinen Kurs absolut überteuert an und betone mehrfach, dass der Kurs seinen Preis wert ist, weil du einzigartiges Wissen vermittelst, mit dem deine Teilnehmer künftig Tieren bei Problemen helfen können, bei denen die Gruppe aus Punkt 2 deiner Meinung nach regelmäßig versagt. Betone hier unbedingt nochmals, dass du der unfehlbare Experte bist und alle anderen inkompetente Vollidioten.

8) Schwadroniere ausgiebig über die Mängel der Idioten aus Punkt 2. Und wenn du schon einmal dabei bist, weise unbedingt auf die Gefahren von Impfungen und diversen Medikamenten hin. Ach, Antibiotika, Cortison und Schmerzmittel verringern Leid und retten Leben? Pfff, völlig überbewertet. Hallo, du bist der Experte und deine Methode heilt alles. Und falls nicht, dann wurde dein Wissen mit Sicherheit nicht korrekt umgesetzt. Schließlich ist es völlig unmöglich, dass du Mist erzählst, der Tierleben gefährdet.

9) Sorge dafür, dass du über Google gut gefunden wirst. Deine Zielgruppe wird dich dort suchen. Alternativ lohnt es sich, ausführlich und ungefragt bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den sozialen Medien über deine unglaubliche Methode zu sprechen. Du wurdest gesperrt? Lass dich davon nicht abhalten. Alles Banausen, deren Horizont der Wahrheit – deiner Wahrheit – nicht gewachsen ist. Hey, immerhin bist DU der Experte und hast immer Recht. Schon aus Prinzip.

10) Erstelle eine Prüfung und versprich deinen Teilnehmern ein Zertifikat, so dass sie sich danach “zertifizierter Experte für [dein Thema]” nennen können. Achtung: Die Prüfung muss so einfach sein, dass sie jeder ohne zu lernen besteht. Schließlich willst du deine Teilnehmer nicht überfordern.

Du hast alle Punkte abgehakt? Hervorragend. Dann steht der ersten Million nichts mehr im Weg. Feuer frei!

[red_box]Im Ernst: Liebe Dosenöffner, bitte schaut genau hin, wem ihr vertraut. Wir haben nur dieses eine Leben. Und wir möchten nicht als Versuchskaninchen für die Methoden selbsternannter Experten dienen, denen suggeriert wird, sie müssten nichts wissen, sondern nur die richtige Strategie haben, um mit ihrem Thema sechsstellige Monatsumsätze zu generieren. Im schlimmsten Fall bringt ihr uns mit diesen Methoden direkt oder indirekt um und schießt noch dazu viel Geld in den Wind, das ihr sicherlich sinnvoller verwenden könntet. [/red_box]

Emma erklärt: Von Experten und Dampfplauderern

Die Welt ist groß und es gibt dort viele Menschen, die etwas zu sagen haben oder das zumindest meinen. So ist es auch im Internet. Allerdings ist es für Katzenhalter oft gar nicht so einfach zu erkennen, ob es sich beim Gegenüber wirklich um einen echten Experten handelt oder um einen Dampfplauderer, der zwar viel Meinung, aber nur wenig Ahnung hat. Mitunter gefährlich für uns Katzen, wenn wir durch diese Tipps dann Schaden nehmen.

Die Martina Fuchs bezeichnet diese Möchtegern-Experten in ihrem Podcast als Luftpumpen („viel heiße Luft“) und hat drei Tipps genannt, wie man echte Experten von Dampfplauderern unterscheiden kann.

Experten finden

© Alexas_Fotos / pixabay.com

Diese greife ich heute für euch auf. Und sie gelten nicht nur für das Internet, sondern insbesondere auch für die nicht reglementierten tierischen Berufe wie Tierheilpraktiker, Ernährungsberater, Katzenpsychologen und so weiter und so fort. Schaut genau hin, wem ihr unser Wohlergehen und im Ernstfall unser Leben anvertraut!

Der Experte besitzt tiefgehendes Wissen

Echte Experten können im Idealfall nachprüfbare Ergebnisse (z. B. Kundenstimmen) und vor allem nachprüfbare Erfahrung in der Praxis vorweisen und sind in der Lage, nicht nur an der Oberfläche ihres Themas zu kratzen, sondern auch tiefer einzusteigen. Eine Ausbildung, Fachbücher oder Zertifikate sind zwar schön, sagen aber nicht unbedingt aus, dass man es auch wirklich mit einem Experten zu tun hat. Auch langjähriges Zusammenleben mit Katzen macht einen nicht zwangsläufig zum Katzenexperten. Man kann auch zwanzig Jahre lang dieselben Fehler machen.

Tipp: Wenn du wissen willst, was dein Gegenüber wirklich kann und was nicht, dann stelle tiefgehende Fragen, die sich nicht mit allgemeinem Geplänkel beantworten lassen.

Der Experte zeigt Profil und ist ein Original, keine Kopie

Einer schreibt etwas und andere schreiben ab und mit der Zeit wird aus einer Aussage eine unumstößliche „Forenwahrheit“, von der man gar nicht so genau weiß, wer sie letzten Endes in die Welt gebracht hat. Ihr kennt das?

Ein Beispiel dafür ist die oft unreflektiert übernommene Aussage, von wegen Kater-und-Katze-Konstellationen könnten aufgrund des unterschiedlichen Spielverhaltens niemals funktionieren. Echte Experten plappern nicht einfach nach oder labern um den heißen Brei herum, sondern haben eine eigene Meinung, die sie auch mit Fakten untermauern können. Und das auch, wenn diese von dem abweicht, was die Mehrheit von sich gibt.

Der Experte bringt auch komplexe Themen verständlich auf den Punkt

Man kann nur einfach und verständlich erklären, was man auch selbst versteht. Wer sich hinter langatmigem Geschwafel und unzähligen Fachbegriffen versteckt, am besten noch garniert mit gefühlten drei Millionen Fußnoten (4,6,63), wirkt zwar vielleicht gebildet, hat aber oft maximal im Ansatz begriffen, über was er oder sie da eigentlich schreibt. Ein Experte, der sein Thema wirklich beherrscht, ist in der Lage Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und die Inhalte auch für den Laien verständlich wiederzugeben. Und klar, sind Fußnoten in wissenschaftlichen Publikationen Pflicht und auch sinnvoll, aber Fußnoten unter einem Blogposting oder in einem Facebook-Beitrag sagen nicht automatisch aus, dass der Autor die zitierten Quellen auch richtig verstanden und interpretiert hat.

Und last but not least:Fragt nach, prüft nach, lasst euch Dinge erklären, bildet euch weiter und scheut euch auch nicht, eine zweite Meinung einzuholen, wenn euch die erste suspekt ist. Vertraut niemandem blind. Ihr allein seid für unser Wohlergehen verantwortlich.

Emma erklärt: Katzen und der Winterspeck

Gerade im Herbst liest man immer wieder neugierige oder sogar besorgte Fragen, was denn mit der Katze los sei, weil sie plötzlich fresse „wie ein Scheunendrescher“. Zudem wird – mal davon abgesehen, dass wir nicht fressen, sondern dinieren bitteschön – auch noch mit solch bösen Wörtern wie Tierarzt oder Blutabnahme um sich geworfen. Dabei ist das, was wir machen vollkommen logisch und natürlich. Und warum dem so ist, erzähle ich euch in dieser Ausgabe von „Emma erklärt“.

Eigentlich hätte die ja schon viel früher fertig sein sollen, aber – ihr ahnt es – ich war mit dem Aufbau meiner Isolierungsschicht beschäftigt. ;-)

Aber beginnen wir am Anfang. Wie ihr ja sicherlich wisst, ist es im Sommer länger hell als im Winter. Fachsprachlich nennt man das auch Photoperiode. Viele Tiere, darunter wir Katzen, reagieren auf diese Unterschiede in der Tageslichtlänge recht empfindlich, was sich zum Beispiel bei unseren unkastrierten Kollegen im Sexualzyklus zeigt.

Denn unter natürlichen Verhältnissen (also draußen, ohne Kunstlicht) setzt die Rolligkeit in der Regel wenn die Tage kürzer werden aus, und das Zyklusgeschehen beginnt erst dann erneut, wenn die Tage wieder länger werden und eine Tageslichtlänge von 12 bis 14 Stunden täglich erreicht wird.

Damit unser Körper weiß, wann diese Tageslänge erreicht ist, haben wir (wie auch andere Wirbeltiere) eine praktische Einrichtung namens Pinealorgan, besser bekannt als Zirbeldrüse, die das Schlafhormon Melatonin bildet. Melatonin wird nur in der Dunkelheit gebildet, entsprechend wird im Winter (kurze Tage) am meisten und im Sommer (lange Tage) am wenigsten Melatonin ausgeschüttet.

Soweit so gut. Diese durch Melatonin gesteuerten Jahresrhythmen haben aber nicht nur Einfluss auf unsere Fortpflanzung, sondern helfen uns auch dabei, viele weitere Anpassungen durchzuführen, die notwendig sind, um mit saisonal unterschiedlichen Lebensbedingungen klarzukommen.

So wird zum Beispiel auch der Fellwechsel über die Tageslichtlänge und die Melatoninproduktion aktiviert und – um nach diesem Exkurs dann auch mal wieder zum Thema zu kommen – beide haben (neben den Umgebungstemperaturen) auch Auswirkungen auf die Futteraufnahme. Deshalb futtern wir im Spätherbst und Winter (etwa von Oktober bis Februar) am meisten und in den Sommermonaten (etwa von Juni bis August) am wenigsten.

„Also setzen wir euch in der kalten Jahreszeit künftig auf Diät damit ihr nicht fett werdet?“

Auf keinen Fall! Schlaue Leute, die das was ich euch eben erzählt habe, untersucht haben, haben nämlich herausgefunden, dass sich das vorübergehende „Mehr Futtern“ (anders als bei euch Menschen *duck*) bei uns langfristig nicht auf unser Körpergewicht auswirkt. Ha!

Nehmt also bitte Rücksicht auf unsere natürlichen Bedürfnisse und lasst uns im Herbst und Winter nicht hungern. Pocht auch nicht so sehr auf feste Futtermengen, sondern passt die Futtermenge gegebenenfalls saisonal an. Entspannender für euch und entspannender für uns. Gleicht sich in der Regel auch wieder aus. Denn was wir in der kalten Jahreszeit mehr verdrücken, futtern wir im Sommer oft weniger.

Und ganz wichtig: Bei Jungkatzen gibt es diese saisonalen Anpassungen noch nicht. Die sollen und dürfen unabhängig von der Jahreszeit soviel futtern, wie sie mögen, um große, starke Katzen zu werden.

Quellen u. a.

  • Von Engelhardt W, Breves G, Diener M, Gäbel G (2015). Physiologie der Haustiere (5. Auflage). S. 512-513
  • Serisier, Samuel et al. “Seasonal variation in the voluntary food intake of domesticated cats (Felis catus)”  PloS one 9,4 e96071. 23 Apr. 2014, doi:10.1371/journal.pone.0096071
  • Bermingham, Emma & Weidgraaf, Karin & Hekman, Margreet & Roy, Nicole & H Tavendale, M & Thomas, David. (2012). Seasonal and age effects on energy requirements in domestic short-hair cats ( Felis catus ) in a temperate environment. Journal of animal physiology and animal nutrition. 97. 10.1111/j.1439-0396.2012.01293.x.
  • Kappen, K. L., Garner, L. M., Kerr, K. R. and Swanson, K. S. (2014), Effects of photoperiod on food intake, activity and metabolic rate in adult neutered male cats. J Anim Physiol Anim Nutr, 98: 958-967. doi:1111/jpn.12147

Sonst noch in der Reihe „Emma erklärt“ erschienen: